Sehr geehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,

Man könnte jetzt fast jeden etwas schreiben wie: Jetzt geht es wieder los. Also Konzerte und Theater und so. Und nicht die nächste Runde in der Pandemieausbreitung. Hoffentlich bleibt es dabei. Ich denke, wenn sich alle nicht so sehr darauf kaprizieren, die medizinische und die damit verbundenen politischen Bewegungen und Gegenbewegungen ins Zentrum des Arbeitens und Denken zu setzen, wäre dies nicht allzu falsch. Denn es gibt ja viel zu tun jenseits aller Polemik und Auseinandersetzung in Sachen Gesundheit und Kultur. Das Programm NEUSTART KULTUR muss in die Gänge kommen. Dabei darf man nicht schludern. Ich zitiere eine längere Passage aus dem letzten Newsletter des Deutschen Kulturrates:

Die Mittelvergabe wird nicht durch Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) selbst, eine Agentur oder nachgeordnete Behörde erfolgen, sondern durch die bundesgeförderten Kulturfonds, die Kulturstiftung des Bundes sowie Verbände. Der Deutsche Kulturrat hatte diese Vergabepraxis gefordert, damit die Erfahrungen aus der Praxis und die Nähe zu den potenziell Geförderten bereits in die Entwicklung der Förderprogramme einfließen konnte bzw. kann. Denn eines ist klar, eine Milliarde Euro sind nicht nur viel Geld, sie sollen auch möglichst zielgerichtet ausgegeben werden, um dem Kulturbetrieb, wie der Name schon sagt, einen Neustart zu ermöglichen. Darüber hinaus legen BKM und Kulturstiftung der Länder ein Programm mit Blick auf Digitalisierung zusammen auf.

Innerhalb kürzester Zeit mussten während der Sommerzeit von den Fonds, Verbänden und anderen Organisationen die Förderprogramme entwickelt und mit der BKM abgestimmt werden. Erst auf dieser Grundlage kann die Bewilligung durch das Bundesverwaltungsamt erfolgen und danach können die Verbände und Fonds mit ihren Ausschreibungen loslegen. Erschwerend kam hinzu, dass die einzelnen Programmteile von NEUSTART KULTUR noch vom Bundesrechnungshof mit Argusaugen beäugt und genauestens überprüft wurden und werden, jeweils mit dem Argument, dass für Kulturförderung die Länder zuständig seien.

Die Mittel vergebenden Institutionen müssen nun ihr Personal aufstocken, damit die eingehenden Anträge geprüft, die Mittel bewilligt und deren ordnungsgemäße Verwendung schließlich geprüft werden kann. Die Vergabe der Mittel soll schnell erfolgen, denn die Not im Kulturbereich ist groß. Zugleich müssen die satzungsgemäßen Statuten der vergebenden Institutionen beachtet oder gegebenenfalls angepasst werden. All dies geschieht neben dem normalen Alltagsgeschäft.

Die Verantwortung der Mittel vergebenden Organisationen ist sehr groß. Intern mit Blick auf ihr Selbstverständnis, wirtschaftlich und nicht zuletzt gegenüber dem kulturellen Bereich, den sie vertreten bzw. für den sie stehen. Den Ärger, wenn es mit der Vergabe nicht so klappt wie erhofft, werden sie abbekommen.

Und der Deutsche Kulturrat weist auf einen Bereich hin, der da im Förderbereich zu fehlen scheint. 

Eine Besonderheit im Rahmen von NEUSTART KULTUR ist die Förderung der privaten Rundfunkanstalten, die einen Ausgleich für entgangene Werbeeinnahmen in Höhe von 20 Millionen Euro erhalten. Hier stellt sich schon die Frage, warum die Fachzeitschriften aus dem Kultursektor, die von Werbeeinnahmen abhängig sind, nicht ebenfalls einen Ausgleich erhalten.

Das ist eine gute Frage, deren Antwort nicht so einfach zu finden ist. Da wäre das Selbstverständnis der freien Presse, eben frei von Zuwendungen der öffentlichen Hand zu sein, um bloß nicht den Schein zu erwecken, man würde den Zuwender*innen nach dem Mund reden. Und der andere Punkt: es gibt einfach auch sehr viele Fachzeitschriften und -zeitungen im Kulturbereich. Am einfachsten wäre es freilich, der Bund, die Länder und die Kommunen würden Anzeigenplätze buchen, um da über ihre Projekte der Kulturförderung zu informieren. Aber wahrscheinlich geht so etwas nicht. Obwohl ich in der Tagespresse durchaus schon mal Informationen der Bundesregierung gesehen habe. Unmöglich wäre dies wohl nicht. 

Solange brauchen wir einfach Sie, unsere Leserinnen und Leser der nmz im Netz und im Print noch mehr als sowieso. Für Sie machen wir das. Und wenn man sich den heutigen In- und Output an Kritik, Bericht, Nachricht und Unterhaltung anschaut, sind wir wahrscheinlich gar nicht mal so schlecht. Naja, Sie wissen das besser als wir.

Unsere Themen heute: 

  • Marina Abramovićs Opernprojekt „7 Death of Maria Callas“ in München uraufgeführt

  • Lübecks Antwort auf Corona mit Poulencs „Menschlicher Stimme“ und Menottis „Telefon“

  • NEUSTART KULTUR – 80 Millionen Euro für Musikfestivals und Livemusik-Veranstalter*innen

  • Irene Kurkas Podcast: Interview mit Steven Walter

  • Michael Kubes HörBar in der nmz: Sinfonik von Copland und Franck

  • Nachrichten, Berichte und Kritiken.


Lübecks Antwort auf Corona mit Poulencs „Menschlicher Stimme“ und Menottis „Telefon“

Nun doch: Die Theater öffnen sich, Kultur findet zaghaft zurück, durch die Pandemie atmosphärisch verkehrt, verändert. Der Auftritt des Zuschauers im Foyer zum Beispiel: das kleine Schwätzchen vor Beginn über das zu Erwartende verbieten Leitlinien und der verordnete Gänsemarsch in gebotenem Abstand. Oder: Dort, wo der spätere Besucher sich sonst Knie gegen Knie zum Platz zwängt, vermeiden Lücken in der Bestuhlung die körperliche Indiskretion, verhindern ebenso den Sieg im stillen Kampf um die Armlehnen. Weiterlesen

Schöner Sterben, um zu leben – Marina Abramovićs Opernprojekt „7 Death of Maria Callas“ in München uraufgeführt

Nein, sie springt nicht aus dem Fenster. Obwohl der musikalische Effekt, mit dem das laute Paris ins nachgebaute Pariser Sterbe-Zimmer der Callas einbricht, geradezu körperlich zu spüren ist. Diese kleine Szene kurz vor dem Ende der jetzt in München mitzuerlebenden Sieben Tode der Maria Callas, wird nicht von den musikalischen Beiträgen von Bellini, Bizet, Donizetti, Puccini und Verdi unterlegt, sondern stammt von Marko Nikodijević, dem komponierenden Landsmann der serbischen Performerin Marina Abramović. Weiterlesen

NEUSTART KULTUR – 80 Millionen Euro für Musikfestivals und Livemusik-Veranstalter*innen

Für das Programm „Erhalt und Stärkung der Musikinfrastruktur (Livemusik-Veranstaltungen und Musikfestivals)“ werden von der Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Rahmen von NEUSTART KULTUR bis zu 80 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Am kommenden Montag beginnt bei der Initiative Musik – der zentralen Fördereinrichtung der Bundesregierung und der Musikbranche für die deutsche Musikwirtschaft – das Online-Antragsverfahren. Das Programmziel ist es, die einzigartige musikalische Vielfalt der Konzertveranstaltungen aller Genres zu erhalten, denn diese sind ein essenzieller Bestandteil des Kulturlebens in Deutschland. Weiterlesen

Michael Kubes HörBar 16: Sinfonik

Father Copland – Württembergisches Kammerorchester Heilbronn / Scaglione: „Dass sich ausgerechnet das Württembergische Kammerorchester Heilbronn drei seiner Werke aus den 1940er Jahren annimmt, mag zu­nächst verblüffen und wirkt angesichts der Konkurrenz mutig, mit Blick auf die Partituren aber stimmig“

Franck: Psyché – Royal Scottish National Orchestra / Tingaud: „Dass diese Musik nicht bloß von französischen Orchestern mit vermeintlich nationalem Flair gespielt werden kann, zeigen zum wiederholten Male Jean-Luc Tingaud und das Royal Scottish National Orchestra aus Glasgow mit einer wunderbar abschattierten Klangsprache, die nicht ins Pastellige driftet, sondern bei weit gezogenen Linien in geradezu viktorianische Fülligkeit übergeht.“

nmz-Podcastpartnerin Irene Kurka

110 - Interview mit Steven Walter Steven Walter erzählt, warum er als Musiker immer organsiert und kuratiert hat, wie PODIUM Esslingen entstanden ist und was nun seine neue Aufgabe als Intendant beim Beethovenfest Bonn für ihn bedeutet. Er spricht auch darüber warum er den Podcast „Classical Contemporary“ gestartet hat und warum es dabei geht … 


Nachrichten | Berichte | Rezensionen


nmz 2020/09 - online

Die aktuelle nmz ist in großen Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis)

Hoffentlich wie angekündigt
Uraufführungen 2020/09

nmz-Podcastpartnerin Irene Kurka
Die aktuellen Podcasts und die Vorschau auf September

Weitere Artikel sind frei zugänglich in unserer Online-Ausgabe.


Radio-Tipp

23:03 – 24:00 | Ö1
Die rätselhaften Klangwelten des Abby Lee Tee

2020 kann man sich über gleich mehrere Veröffentlichungen von dem Abby Lee Tee freuen. In „Imaginary Friends“ lässt der Linzer Field Recordist, Elektronikmusiker und Klangkünstler neue musikalische Welten entstehen, in denen die einzelnen Klänge zu Akteuren rätselhafter Handlungen werden, die die Phantasie schnell zum Blühen bringen. Nach einer ersten Kassette 2018 ist unlängst der zweite Teil der Serie erschienen (beide bei czaszka (rec.)). Mit viel Liebe zum Detail und großem Feinsinn ausgearbeitet wurden auch die beiden Stücke auf „Cohabiting Species“, einer gemeinsamen Veröffentlichung von Shash und Matthew Herberts Label Accidental Records. Gestaltung: Susanna Niedermayr

Die Radiowoche bis zum 6.9.2020


Martin Hufner

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