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Fengshui oder die Kunst des Kulturabbaus? Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat sieht auch das Unvermeidliche, die Kommunen werden in 2020 weniger Einnahmen zu verbuchen haben. Sie können künftig daher auch nicht aus den alten vollen Beständen schöpfen. Obendrauf kommt die Schuldenbremse, die es nicht gestattet, sich beliebig hoch zu verschulden. Anders als der Bund. Zimmermann schreibt auf Twitter:

Einige fordern jetzt in der Krise einen Umbau der Kulturfinanzierung, doch wohin soll eigentlich umgebaut werden. Oder steht am Ende doch nur ein Abbau? Wir müssen aufpassen, dass unter dem schillernden Wort der ‘Transformation’ nicht in Wirklichkeit ‘Reduktion’ gemeint ist.”

Gut gemeinter Ausflug in die Begriffswelt. Es hilft aber doch alles nichts. Diese Coronakrise beschleunigt einige Prozesse so oder so – ob es einem gefällt oder nicht. Impfstoffentwicklung in Monaten statt Jahren, aber eben wohl auch den Umbau der Kulturinstitutionen. Aber nur, wenn man die Rechnung ohne den Wirt macht: Der Wirt ist hier die Gesellschaft als Ganze. Man möchte kaum glauben, dass da die Reserven schon aufgebraucht wären. Wenn die Schlagzeile 2017 war: Die Deutschen vererben im Jahr 400 Milliarden Euro, dann fällt es schwer, von einem armen Land zu sprechen, welches kreucht und fleucht. Am Geld in aller Weite und Breite sollte es nicht scheitern. Es geht nicht darum, irgendwas davon wegzuknapsen.

Aber so, wie man sich überlegen muss, in welche Richtung man zukünftig seine Gedanken und Kultur investiert, muss man auch sehen, für wen und von wem kommt der Wille und Wunsch dazu. Krise als Chance ist nur dann ein Euphemismus, wenn man eine schlechte Entwicklung gutreden möchte. Eine Krise ist dann eine Chance, wenn man daraus etwas für die Zukunft besser zu machen lernte. Da kann natürlich eine “Reduktion” an der einen oder anderen Stelle durchaus auch ein probates Mittel sein.

Denn die durch die Pandemie auch ausgelöste Krise der Kultur offenbart eben auch die Knickstellen ihrer aktuellen Verfassung. Und damit sind nicht Lüftungsanlagen gemeint, die die Luft gereinigt umwälzen und die es in den 90er Jahren noch nicht gab. Sondern die problematischen Erwerbslagen der in Kultur arbeitenden Menschen. Es sind nicht Veränderungen der Akustik von Konzertsälen gemeint oder die Organisationsprobleme vor Kleidergarderoben. Oder anders gesagt: Das Kaputte jetzt zu retten, wäre doch absurd.

Na denn. Ein schönes Wochenende mit drittem Advent wünsche ich Ihnen aus dem Online-Keller der nmz in Kleinmachnow.

Unsere Themen im Schnelldurchlauf:

  • Mittels UKW, DAB und WLAN trotzt das Jazzfest Berlin der Corona-Krise

  • Ferchows Fenstersturz: Der Jeck ist weg

  • Unübersehbar #31 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 11.12. bis zum 17.12.2020

  • Ex-Musikprofessor von Vergewaltigungsvorwurf freigesprochen

  • Corona-Krise: Kultur meldet bereits 112 Millionen Euro Mehrbedarf wegen Corona an

  • Nachrichten, Berichte und Kritiken.


Virtuell, transatlantisch und auf allen Kanälen – Mittels UKW, DAB und WLAN trotzt das Jazzfest Berlin der Corona-Krise

Während sich Gesellschaften zu spalten drohen, baut Jazz die Schranken zwischen Kulturen, Nationen und Stilis­tiken ab – das Jazzfest Berlin demonstrierte mit zeitgleichen „Tandemkonzerten“ in Berlin und New York dieses Zusammenrücken vorbildhaft. Die völlige Ortsungebundenheit mangels eines physischen Publikums machte es möglich. Ein Fazit bleibt nach vier langen Tagen und Abenden vor den heimischen Bildschirmen und Anlagen: Diesseits und jenseits des Atlantiks ist große Lust vorhanden, neue musikalische Welten zu erschaffen. Weiterlesen

Der Jeck ist weg

Manchmal ist das Leben schön. Auch in der Pandemie. Dann nämlich, wenn der Karneval abgesagt wird. Die Midlifecrisis des kleinen Bürgers. Das kulturelle Highlight der Heiterkeit auf Knopfdruck. Ausschließlich legitimiert durch Alkohol. Ferchows Fenstersturz 2020/12

Unübersehbar #31 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 11.12. bis zum 17.12.2020

Zwei Mal Bieito plus drei Mal Oper plus drei Mal neue Musik ist gleich einundreißig Mal „unübersehbar“ – wenn wir uns da mal nicht verrechnet haben… Purcell, Telemann, Mozart, Wagner und Cage helfen beim Zählen, ansonsten hilft nur schauen und lauschen, bis einem hören und sehen vergeht. Wann, bitt’schön, geht der nächste Schwan? Weiterlesen

Ex-Musikprofessor von Vergewaltigungsvorwurf freigesprochen

München - Der ehemalige Münchner Musikprofessor Hans-Jürgen von Bose ist vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden. Das Landgericht München I verurteilte den 66-Jährigen am Donnerstag lediglich wegen Drogenbesitzes zu einer Bewährungsstrafe von einem halben Jahr, wie Gerichtssprecher Florian Gliwitzky nach der Urteilsverkündung am späten Nachmittag mitteilte. Weiterlesen

Kultur meldet bereits 112 Millionen Euro Mehrbedarf wegen Corona an

Berlin - Aus der Kulturszene sind im noch laufenden Hilfspaket bereits 112 Millionen Euro an Mehrbedarf angemeldet worden. Bis Ende Oktober wurde das eine Milliarde Euro umfassende Programm der Bundesregierung allein im Bereich der darstellenden Künste mit Schauspielern, Theatern oder freier Szene um 40 Millionen Euro überschrieben, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linke-Bundestagsfraktion zum Thema «Zwischenbilanz bei der Kultur-Milliarde des Bundes» hervorgeht. Weiterlesen


Nachrichten | Berichte | Rezensionen


nmz 2020/12-2021/01 - online

Die aktuelle nmz ist in großen Teilen jetzt auch online. (Zum Inhaltsverzeichnis)

Musikalische und wissenschaftliche Exzellenz
Der neue Rektor der HMT Rostock, Reinhard Schäfertöns, im Gespräch

Weitere Artikel sind frei zugänglich in unserer Online-Ausgabe.


nmz-Umfrage zur digitalen Zukunft der neuen musikzeitung

Wer noch nicht an der Umfrage teilgenommen hat, kann dies immer noch tun. Bis zum 31.12.2020 ist die Teilnahme möglich. Und hier geht es zur Umfrage


Radio-Tipp

23:03 – 24:00 | Ö1
Klangspuren 2020. Das Georg Graewe Trio.

Eigentlich war alles anders geplant – als Begegnung zwischen Musikerinnen und Musikern aus diversen, gerade auch außereuropäischen Ländern. Doch dann kam Covid 19. Und Festivalkurator Reinhard Kager hat umgeplant. Er hat ein Festivalprogramm erstellt, in dem primär österreichische Musikerinnen und Musiker getreten sind, ein Programm, das in dieser unsicheren Zeit möglichst realistische Chancen auf eine Realisierung hatte.

Im Rahmen der nun zweiten Ausgabe der Reihe „Improv #1 – #6“ im September standen Größen der österreichischen Experimentalszene auf der Schwazer Festivalbühne. Der heutige Zeit-Ton bringt den Mitschnitt des in Wien lebenden Pianisten Georg Graewe und seines Trios. Zudem Ausschnitte aus seiner während des Lock Downs produzierten CD. Gestaltung: Nina Polaschegg

Die Radiowoche bis zum 13.12.2020


Keine Neuigkeiten von der ARD. Die bleibt stur.

Martin Hufner

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