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In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai ist in Berlin der Komponist Georg Katzer im Alter von 84 Jahren in Berlin gestorben. Wir verweisen auf ein schönes Manuskript von Rudolf Frisius zu Katzers „Mon 1789“ und „Mein 1989“: „Georg Katzers Komposition ‘Mein 1989’ ist kein patriotisches Jubelstück. Im Kontext der Jahreszahlen 1789, 1933 und 1989 macht dieses Stück deutlich, daß deutsche Zeitgeschichte nicht herausgelöst werden kann aus ihren nationalen und internationalen Entwicklungszusammenhängen. Nur so wird es möglich, eine falsche und dröhnende Selbstgewißheit zu überwinden: Wer die jubelnden deutschen Volksmassen des Jahres 1989 hört, sollte nicht vergessen, daß Deutsche früher auch bei fragwürdigeren Anlässen gejubelt haben - zum Beispiel 1943 im Sportpalast. Wer es vermeiden will, Begriffe wie Gleichheit und Freiheit in markigem Pathos zu entwerten, der sollte darauf achten, wie behutsam und kritisch Georg Katzer sie anspricht und besingt. Seine Komposition ‘Mein 1989’ artikuliert sich, im Grenzbereich zwischen Musik und Hörspiel, als Modell der schwierigen Suche nach der Freiheit.“

Mindestens fünf Jahre ohne Orgel: Pariser Titularorganist Olivier Latry: Zu früh, um konkrete Aussagen zu treffen: So richtig realisiert habe er noch nicht, was da am Montagabend Mitte April in Paris eigentlich passiert sei, sagt Notre-Dame-Titularorganist Olivier Latry, 57 – es sei zu schrecklich. Er sitzt am Donnerstagvormittag in einem Bus von Dresden nach Wien, noch immer etwas mitgenommen, wie man seiner Stimme zwischendurch durch das Telefon anhört. Erst am Tag zuvor hatte er in einer Pressekonferenz vor seinem Gastspiel im Dresdner Kulturpalast offiziell bekannt gegeben, dass die historische Cavaillé-Coll-Orgel auf der Empore zwischen den beiden Haupttürmen – mit 115 Registern und rund 8000 Pfeifen die größte Orgel Frankreichs – wohl von dem verheerenden Feuer verschont geblieben ist. Eine fast unglaubliche Nachricht. Der Schock sitzt dennoch tief. Hannah Schmidt mit Informationen zum Stand der Dinge.

Impressionen vom 27. Kurt-Weill-Fest in Dessau: „Mut zur Erneuerung“ verkündet das Motto des 27. Kurt-Weill-Festes in Dessau-Roßlau. Gemeint ist damit in erster Linie die Rückbesinnung auf den Geist der Jahre 1925 bis 1932, als das Bauhaus seinen Sitz in Dessau hatte. Dessen Erbe wird in der Stadt an der Mulde inzwischen sehr bewusst gepflegt. Als Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltungen zum 100-jährigen Bestehen des 1919 in Weimar begründeten Instituts sieht man der Eröffnung des neuen Bauhaus-Museums im September entgegen. „Mut zur Erneuerung“ lässt sich aber auch auf die Gegenwart beziehen. Andreas Hauff berichtet.

10 Jahre Bad Blog Of Musick! Teil 2. Unser Online-Redakteur hat ein paar völlig sinnlose Fakten zusammengetragen.

Musik und Leben | Mathematik und Chorwesen

Aktuell geistert ja die Kritik am Schwierigkeitsgrad des Mathe-Abiturs durch die Bildungslandschaft. Zu schwer sagen manche. Wenig beachtet dabei: Es geht auch um eine Frage aus der musikalischen Lebenswelt. Zumindest bei den Fragen des Leistungskurses des Landes Berlin.

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1.4 Stochastik

Ein Chor besteht aus zwölf Frauen und neun Männern; eine der Frauen leitet den Chor. An einer Preisverleihung dürfen zwei Mitglieder des Chors teilnehmen.

a) Zunächst geht man davon aus, dass die Leiterin des Chors an der Preisverleihung teilnimmt und das zweite Mitglied zufällig ausgewählt wird. Geben Sie für diesen Fall die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass das zweite Mitglied eine Frau ist.

Da die Leiterin an der Preisverleihung nicht teilnehmen kann, werden zwei der anderen Mitglieder zufällig ausgewählt.

b) Begründen Sie ohne zu rechnen, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass zwei Frauen ausgewählt werden, größer ist als die Wahrscheinlichkeit dafür, dass zwei Männer ausgewählt werden.

c) Geben Sie einen Term an für die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau und ein Mann ausgewählt werden.

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Und? Haben Sie die Lösungen gefunden? Textaufgaben haben es ja immer so an und in sich. Da treffen rein formale Frage gegebenenfalls auf soziale. Da stellen sich die Fragen etwas komplexer.
· Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau einen Chor leitet?
· Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass bei der Auswahl zur Preisverleihung Aspekte des Zufalls eine Rolle spielen werden und man nicht zum Beispiel die Besetzung der Preisverleihungsteilnehmer nach Prinzipien der paritätischen Repräsentanz erfolgt?
· Geben Sie ferner die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass die Schülerinnen überhaupt wissen, was ein Chor ist. Begründen Sie Ihre Antworten, ohne die Dokumentation des Deutschen Musikrates zum Thema zu lesen.

Übrigens: Kennt jemand von Ihnen die Abituraufgaben im Bereich Musik für das Jahr 2019? Zusendung gerne an hufner@nmz.de

Was sonst noch vielleicht wichtig war oder wird …
Radio-Tipps

20:04 bis 21:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: „Leb’ wohl, mein Saitenspiel“ – Gustav Mahlers 10. Sinfonie

Die 10. Sinfonie ist Mahlers „Unvollendete“, er hinterließ sie als musikalischen Torso. „Es sieht aus, als ob uns in der Zehnten etwas gesagt werden könnte, was wir noch nicht wissen sollen“, urteilte Arnold Schönberg. Heute wissen wir vielleicht mehr über Mahlers Zehnte, als wir wollen. Mehr als ein halbes Dutzend Vervollständigungen von fremder Hand existieren mittlerweile. Mit offenen Ohren lauschen Kaisers Klänge den verschiedenen musikalischen Wiederbelebungsversuchen. Welcher ist der lebendigste?

Dieser Newsletter wurde zusammengestellt von unserem Online-Redakteur Martin Hufner.
Hinweis: Der Newsletter gibt die Meinung des Autors wieder.

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