18./19.12.2021 – das radiowochenende

09:05 bis 09:30 | SR2 KulturRadio
FeatureZeit: Gulagkind – wie Kolja Rayß und seine Mutter Straflager und Verbannung überlebten

von Dorothea Brummerloh

10:05 bis 11:00 | Deutschlandfunk
Klassik-Pop-et cetera: Am Mikrofon: Der Organist und Komponist Guy Bovet

Lässig tanzen auf dem Pedal – das geht nur dank Guy Bovet. Der Kosmopolit hat bei Marie-Claire Alain in Paris gelernt, spanische Orgelmusik in Salamanca unterrichtet und raffinierte Tangos für sein Instrument geschrieben. 1942 wurde Guy Bovet in Thun in der Schweiz geboren. Er studierte in Genf bei Pierre Segond, erhielt aber auch wichtige musikalische Impulse bei Frank Martin, Marie Dufour und André Luy. Über 50 CDs hat der Organist bereits veröffentlicht, mehr als 250 Werke komponiert und an Musikhochschulen von Moskau bis Oregon gelehrt. Fast 25 Jahre lang prägte er als Professor die Orgelklasse in Basel, und nach wie vor setzt sich der heute 79-Jährige für den Erhalt historischer Orgeln ein und spielt Konzerte rund um den Globus. Wenn er mal nicht unterwegs ist, bewohnt Guy Bovet einen alten Turm am Neuenburgersee, wo er gern die Angel baumeln lässt und frisch gefangenen Fisch verköstigt.

14:00 bis 15:00 | rbbKultur
Feature: Stefan Heym zum 20. Todestag. Der ewige Dissident Oder: die vier Leben des Stefan Heym

Von Matthias Eckoldt. Als ältestem Mitglied stand es Stefan Heym im November 1994 zu, den 13. Deutschen Bundestag mit einer Rede zu eröffnen. Er hatte als Parteiloser ein Direktmandat auf der offenen Liste der PDS errungen. Geschlossen verweigerte ihm die CDU/CSU Bundestagsfraktion den Schlussapplaus.

Dieses Ereignis steht exemplarisch für Stefan Heyms Biografie. Egal, ob in der Weimarer Republik, im Hitlerfaschismus oder später in den USA, im Nachkriegsdeutschland, in der DDR und schließlich im wiedervereinigten Deutschland: Sein Leben lang gehörte er zu den Kritikern des Establishments.

Das Feature lässt Weggefährt:innen sowie Literatur- und Geschichtswissenschaftler:innen zu Wort kommen und macht Schlitzohrigkeit, Naivität und Eitelkeit kenntlich, die es Heym ermöglicht haben, aus fast allen Konflikten gestärkt hervorzugehen. Regie: Wolfgang Rindfleisch. Produktion: rbb 2013

14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: „Heut ist das Meer himmelblau und morgen schwarz wie Tinte“ – Der Komponist Camille Saint-Saëns

Mit einer kleinen Melodie, einem kleinen Gelegenheitswerk für ein Faschingskonzert ist Camille Saint-Saëns unsterblich geworden: „Der Schwan“, auf dessen Erscheinen im „Karneval der Tiere“ ein jeder ungeduldig wartet. Daneben wird das umfangreiche Oeuvre von Saint-Saëns oft unter den Tisch gekehrt. Zu Beginn war alles nur Sonnenschein: Er begann als pianistisches Wunderkind, seine 1. Symphonie, die er mit 18 Jahren aufführte sorgte für Aufsehen. Schon in jungen Jahren wurde er Titularorganist der renommierten Pariser Madeleine Kirche, seine Orgelimprovisationen waren Kult, seine Soireen auch und er komponierte und konzertierte in einer Tour, Symphonien, Opern, Klavier-  und Kirchenmusik. Doch die Zustimmung für den Romantiker wandelte sich im Laufe der Jahre, denn Saint-Saëns blieb irgendwie immer der Gleiche. Geboren wurde er 1835, als Beethoven gerade acht Jahre tot war, und man könnte sagen, er hatte das Pech sehr alt zu werden. Gestorben ist er vor hundert Jahren, und erlebte somit noch die Zeit, in der sich die revolutionären Neuentwicklungen in der Musik im rasenden Tempo ablösten: Impressionismus, Expressionismus, Atonalität. An all den Neuerungen war er durchaus interessiert, aber das half ihm nichts wie er selbst erkannte: „Je mehr man sich darum bemüht modern zu sein, desto schneller altert man“. Eine Sendung von Ele Martens

18:00 bis 19:00 | Bremen Zwei
Feature.

„Herrn Nickels Schuhe“ sucht nach dem Glück im Alter, nach der Kraft, die nachlassenden Kräfte zu ertragen. Vor Beginn der Corona-Pandemie ist der Autor für eine Woche in ein Bremer Alten- und Pflegeeinrichtung gezogen, und hat die Bewohnerinnen und Bewohner dort begleitet. Das Feature von Jens Schellhass wurde mit dem Deutschen Radiopreis 2021 ausgezeichnet.

18:05 bis 19:00 | Deutschlandfunk Kultur
Feature. Reihe: Wirklichkeit im Radio – Voice of America. Manifestation I. Hörtext VII

Von Ferdinand Kriwet. Regie: der Autor. Produktion: WDR/SWF 1970. Gekürzte Fassung von Ferdinand Kriwet (Dresden 2006). Länge: 18’54

Anschließend Auszug aus: Welt hören − Europa hören – Von Hansjörg Schmitthenner. Produktion: HR 1988. Länge: 23’00

Wirklichkeit wird gemacht, und ihr eifrigster Produzent ist das Fernsehen. Mit dieser These im Kopf reiste Ferdinand Kriwet 1970 in die USA und montierte die Stimme Amerikas aus unzähligen TV-Schnipseln von der Morning Show bis zum Abendgebet.

Im Pressetext der Ursendung 1970 erklärt der Autor:  „‚Voice of America’ ist der Titel eines Projekts, dessen Ende von Anfang an offen ist. Unter ihm mögen sich zukünftige Ergebnisse offener Hörtext-Formen versammeln, deren Materialien amerikanische Stimmen, speziell solche der Massenmedien sind und der durch sie vermittelten. Amerika ist nicht Bonanza-Land. Amerika ist nicht Marlboro-Country. Amerika ist vielmehr selbst eine einzige Television der unbegrenzten Möglichkeiten. Gemäß der Programm-Permanenz soll ‚Voice of America’ der Anfang einer endlosen Komposition sein, die, bestehend aus kleinsten Zellen, zu jedem Zeitpunkt vorerst noch von mir nach bestimmten Maßgaben erweitert, reduziert, verändert werden kann und soll. Ausgangsmaterial der ersten zwei Manifestationen dieses ‚work in progress’ sind neben wenigen Außenaufnahmen Tonband-Mitschnitte von Fernseh- und Radiosendungen, die ich im Juli/August in New York machte.

Dem Programm-Muster des USA-TV habe ich diese Aufnahmen in der Reihenfolge ihrer annähernden Häufigkeit aufgeteilt in: 1. Commercials: Werbe-Spots bis zu 30 und 60 Sekunden Dauer; 2. Sports: Baseball − Football − Baseball − Football – Baseball; 3. Comics: Akustika von Supermännern, Mannweibern, Affenmenschen, Raumrobotern und anderen Monsters; 4. Shows: Show-An- und Absagen, Filmankündigungen etc.; 5. Station identification: Stationsansagen während der Unterbrechung des Programms zwecks Einblendung von Werbespots; 6. News: Nachrichten, Reportagen; 7. Politics: Statements amerikanischer, auch in Deutschland namentlich bekannter Politiker; 8. Prayers: Gebete, die einen jeden gottgegebenen Tag der amerikanischen Telemission einsegnen; 9. Money: Börsenberichte und Aufnahmen aus dem American Stock Exchange; 10. Außen: Times Square, Pennsylvania Station, Coney Island, Central Park.

Mit diesem Material montiere, schneide, klebe, mische ich einzelne Hörkomplexe, die Eindrücke vermitteln sollen von Eindrücken, die mir in Amerika vornehmlich durch die Massenmedien TV und Radio beschert wurden. Kompositorisch liegt dem Projekt die Idee mobiler, in sich offener, bedingt verknüpfbarer, nicht aber willkürlich zusammenzukleisternder Einzelzellen zugrunde. Die kleinste Einheit wäre etwa ein einzelner, vielleicht gar noch verkürzter Laut, der beispielsweise Signalcharakter haben könnte, die größte Einheit wäre eine fertige Mischung von ca. 5 Minuten. Auf ihre immerwährende Akkumulation angelegt, können diese einmal fixierten Formen (oder Hörtexte) von Einheiten, Materialien, Mischungen anderer Personen, Autoren, Hörer, Regisseure, Tontechniker etc. zu neuen, jeweils mit zeitlich jüngsten Dokumenten aktualisierten Modellen oder − wie ich sie nennen will – Manifestationen ergänzt bzw. erneuert werden.“

Ferdinand Kriwet, geboren 1942 in Düsseldorf, gestorben 2018 in Bremen, Schriftsteller und MixedMedia-Künstler. In den 1960er Jahren wurde er mit seinen innovativen Radioarbeiten, den „Seh- und Hörtexten“, bekannt. 1975 Karl-Sczuka-Preis für „Radioball“ (WDR 1975), 1983 Premios Ondas für „Radio“ (Studio akustische Kunst, WDR/Radio France/Sveriges Riksradio 1983). Zuletzt „Rotoradio“ (Deutschlandradio Kultur/WDR 2012, Hörspiel des Monats Juli 2012).

19:00 bis 20:00 | hr2-kultur
Live Jazz: Greenwoman-Relaunch | Schaffhauser Jazzfestival, Schweiz, Mai 2021

Am Mikrofon: Jürgen Schwab: Greenwoman-Relaunch – Mysterious Music. | Malcolm Braff, keyb | Lukas König, dr, b-synth | Claire Huguenin, voc, keyb, b | Schaffhauser Jazzfestival, Kammgarn, Schweiz, Mai 2021

09:30 bis 10:00 | Deutschlandfunk
Essay und Diskurs: Essay anderswo – Handzeichen

Von Patricia Görg. Was hat Hand und Fuß, seit Menschen in Höhlen Unterschlupf suchten, Kunstwerke an den Wänden hinterließen und mit den Negativabdrücken ihrer gespreizten Finger signierten? Der Mensch hat wohl schon immer gerne Selfies gemacht, so zumindest könnte man die Handabdrücke in urzeitlichen Höhlen interpretieren.

Handzeichen und Fußspuren sind das Signum der Menschentiere, doch im Nebenraum arbeitet schon ein Pflegeroboter, der stabil auf den Beinen steht, während er seine Ellenbogen unter den Patienten schiebt, um ihn umzubetten. Archäologen und Anthropologen schlingern von Hypothese zu Hypothese, während in der digitalen Gegenwart versehentlich auch eingescannte Hände auftauchen. Über das Rätsel der steinzeitlichen „Selfies” weiß man bislang nur: 75 Prozent von ihnen stammen wahrscheinlich von Frauen.

Patricia Görg, geboren 1960, lebt in Berlin und ist als Schriftstellerin und Autorin für Radio tätig. Letzte Buchveröffentlichungen „Handbuch der Erfolglosen” (2012) und „Glas. Eine Kunst” (2013) sowie das Hörspiel „Die Gesänge der Raumfahrer. Ein Fernlehrgang” (Deutschlandfunk Kultur 2019).

20:05 Uhr | Deutschlandfunk
Hörspiel: Mandeville. Vaudeville

Von Jan Wagner. Komposition: Sven-Ingo Koch. Regie: Leonhard Koppelmann. Mit Wolf Dietrich Sprenger, Aljoscha Stadelmann, Sonja Beißwenger, Rosa Enskat, Anna-Sophie Friedmann, Moritz Führmann, Kilian Land und dem Ensemble Ascolta: Markus Schwind (Trompete), Hubert Steiner (E-Gitarre), Adam Weisman (Schlagzeug). Ton und Technik: Daniel Dietmann und Hanna Steger. Produktion: Deutschlandfunk/SWR 2020. Länge: 69’14

Hörspiel von Jan Wagner: Von Insel zu Insel, von Land zu Land: Den mittelalterlichen Ritter John Mandeville hat es wohl tatsächlich gegeben. Der Bericht seiner Reisen lag einst in der Kajüte von Christopher Kolumbus und war weiter verbreitet als jener von Marco Polo

Wir folgen dem wagemutigen Maulhelden Mandeville sowie dessen Kompagnon, dem so treuen wie zögerlichen Schreiber, durch dick und dünn, und das heißt: auf Gebirge ohne Wind und durch Wände aus Dunkel, hin zu einsilbigen Einfüßlern, Schlangenessern und Heiligen, zu Magnetfelsen und Vogelbestattungen, bis Orte und Zeiten einander durchdringen – stets begleitet von drei allwissenden Windschwestern, bei denen nicht sicher ist, ob es sich um einen Chor von Hexen, Göttinnen oder schnatternden Conférencières handelt. Ein Spiel mit Klängen und Gesängen, eine Reise, an deren Ende die Sprache steht, der man Glauben schenken kann, aber nicht muss, und die doch alle Sinne in Aufruhr versetzt.

Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin. Er wurde 2015 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet, 2017 mit dem Georg-Büchner-Preis. „Mandeville. Vaudeville“ ist sein zweites Hörspiel. „Gold. Revue“ (Deutschlandfunk/SWR 2017) wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste im Juli 2017 als „Hörspiel des Monats“ ausgezeichnet.

21:30 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Die besondere Aufnahme: Hans Winterberg

Rhythmophonie für Orchester / Sinfonia dramatica – Sinfonie Nr. 1 / Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1. Jonathan Powell, Klavier. Rundfunk-Sinfonieorchester Beriln. Leitung: Johannes Kalitzke. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2021 im Haus des Rundfunks Berlin

22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: „Trunken mit Gott“ – Der griechische Komponist Petros Leivadas

Von Egbert Hiller. Die antike Mythologie ist für ihn eine Quelle der Inspiration, konkrete Inhalte bleiben jedoch im Abstrakten verborgen. Petros Leivadas öffnet sich allerdings auch der Welt – gesellschaftliche Fragen lassen ihn keineswegs kalt. Geboren wurde der noch junge Komponist 1990 in Thessaloniki. Nach der Ausbildung am dortigen Konservatorium absolvierte er ein Masterstudium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Im Spannungsfeld zwischen seiner griechischen Heimat und seinem Schaffensort Deutschland lebt und arbeitet Leivadas, und seine Werke sind geprägt von großer Experimentierlust und sprühender Klangsinnlichkeit.

23:00 | hr2-kultur
The Artist’s Corner

Das Hörstück „Le Grand Saint Antoine“ schlägt eine Brücke zwischen einem epidemischen Geschehen von vor 300 Jahren, wie es sich im Mittelmehrraum zugetragen hat und unserer Corona-Pandemie heute. Der Blick auf das historisches Ereignis ermöglicht gerade durch den Abstand der Jahrhunderte einen Vogelschaublick auf uns heute und konfrontiert uns mit frappierenden Analogien, zeigt aber auch wie ohnmächtig man ohne die Erkenntnisse heutiger Wissenschaft damals der Pest ausgeliefert war.

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Late Night Jazz: Unerhört! Mischen is Possible

Zu hören ist Jazz in ungewöhnlichen und unerhörten Kombinationen – z. B. Count Basie mit Chuck Berry, Astrud Gilberto mit James Last, wie Udo Jürgens Bossa Nova schreibt und Mary Roos sie singt, Iggy Pop swingt, Brasil in türkischem Schwedisch klingt, Peggy Lee schnurrt und La Lupe deren „Fever“ zur Explosion bringt. Eine Stunde für Jazz GenusshörerInnen zum Chillen, Grillen oder Zeit sinnvoll Füllen.

23.03 | WDR 3
Open Sounds: Blaues Rauschen 2021 #3 – Performances beim Festival „Blaues Rauschen“

Liz Allbee überschreitet die Grenzen der reinen Physik der Ventiltechnik ihrer Trompete mit Hilfe elektronischer und digitaler selbstkonstruierter Erweiterungen. Wei Kang Beh erzeugt durch Verschiebung eines graphisch animierten Objekts einen intermedialen Energiefluss von Bild und Klang.

Valve Strategies führt das Wort ‘Digital’ zurück zu seinen Wurzeln: das Fingersystem der Trompete, neu konzipiert als Controller für Kanalzuweisung & Verräumlichung. Die Klanglandschaft bewegt sich bei Liz Allbees Performance zwischen elektroakustischer Experimentalmusik und Songstruktur. Kleine Instrumente und Erweiterungen werden aus einfachen und wiederverwendbaren Materialien hergestellt (aus recycelten Kunststoffverpackungen geschnittene Rohrblätter, aus den Teilen alter Akkordeons zusammengesetzte Mundstücke und Blasebalgschläuchen) und dann mit neueren Technologien (Tablet, Controller) zu einem hybriden Schrottlabor verbunden.

4² von Wei Kang Beh ist ein audiovisuelles und grafisches Partiturprojekt, das die Konzepte von internen/externen Energie- und Datentransformationsflüssen erforscht, vom physischen Raum zum geistigen Raum und vom geistigen Raum zurück zum physischen Raum. Die Komposition bezieht sich auf die von Albrecht Dürer vorgeschlagenen magischen quadratischen Gleichungsmuster. Im Rahmen der Begrenzung agiert und reagieren eine Reihe von Sinuslandschaften zwischen Gewissheit (Ordnung) und Ungewissheit (Chaos), transzendiert in eine multivirtuelle Performance. Glissandi repräsentieren in der Komposition die pulsierende Frequenz des Energieaustausches in unserer körperlichen und der virtuellen Realität.

valve strategies Von Liz Allbee | 4² Von Wei Kang Beh. Aufnahme vom 30. September aus dem Mex-Keller, Dortmund

23:03:00 | Ö1
Enja-Records-Geschäftsführer Werner Aldinger im Studio

Mal Waldron, Freddie Hubbard, Aki Takase, Cecil Taylor, Dollar Brand, Rabih Abou-Khalil, Elvin Jones, Abbey Lincoln, Maria Schneider: Das sind nur einige Namen von Musiker/innen, die im Laufe der vergangenen 50 Jahre Musik beim Münchener Label Enja Records veröffentlicht haben. Enja wurde 1971 von Matthias Winckelmann und Horst Weber gegründet und gilt bis heute, zusammen mit dem Sublabel Enja/Yellowbird von Werner Aldinger, als eine der führenden europäischen Plattformen für Jazz-Veröffentlichungen.

Anlässlich des 50-jährigen Gründungsjubiläums widmet sich diese Ö1 Jazznacht in ihrer gesamten Länge dem Output von Enja Records. Geschäftsführer Werner Aldinger ist zu Gast im Studio und spricht über die Höhen und Tiefen der Label-Geschichte, über die Zusammenarbeit mit einigen der größten Jazzmusiker/innen und vieles mehr. Währenddessen und drum herum: Musik aus dem Enja-Katalog, von Hardbop bis Free Jazz, mit allem, das dazwischen liegt.

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: Joik aus Finnland – Porträt von drei Sami-Musikerinnen

Ein Baby, ein Rentier, ein See: In der Kultur der Sami – in Norwegen, Finnland, Schweden und Teilen Russlands beheimatet – werden Menschen und Gegenstände gejoikt, das heißt in einem jahrhundertealten Gesangsstil besungen. Die Sängerinnen Ulla Pirrtijärvi, Hilda Länsmän und Ursula Länsmän sind alle in der Tradition der Sami groß geworden und führen sie bis heute als bekannte Joik-Sängerinnen fort. Ganz traditionell und auch ganz neu: überraschend, rockig, experimentell. Die Urkraft des Joik vermittelt sich dabei unmittelbar. Joik ist Seelengesang, Kommunikation, Erinnerungskultur und in seiner historischen Ausprägung schamanische Praxis. Auch wenn christliche Missionare im 17. Jahrhundert mit brutalsten Methoden versucht haben, den Joik zu unterdrücken und zu ersticken, lebt er bis heute fort. Wie sich das anhört, was der Joik mit Rentieren zu tun hat und warum die Sami immer noch auf eine Schamanentrommel aus Dänemark warten, das hat BR-KLASSIK im Gespräch mit den drei Musikerinnen herausgefunden. Eine Sendung von Uta Sailer


sonntag – 19.12.2021


00:05 Uhr | Deutschlandfunk
Lange Nacht: Tugend über dem Abgrund.

Eine Lange Nacht über den Wiener Schriftsteller Heimito von Doderer

10:00 bis 11:00 | hr2-kultur
Alte und neue Weihnachtsmusik: 14 Konzerte der Union Europäischer Rundfunkanstalten

Es ist seit vielen Jahren Tradition: Im Advent stimmen wir Sie wieder mit internationaler Musik auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein. Mit 14 Konzerten aus 11 Ländern erwarten Sie die unterschiedlichsten Stilrichtungen: von Alter Musik über Barock, Klassik und Romantik bis zu Jazz und Folklore.

Wie vielfältig die Musik zu Weihnachten klingt, können Sie im Stundentakt hören, dabei reisen wir von Helsinki und Tallinn über Athen und Sofia bis nach Vancouver und machen dabei viermal Station in Deutschland: Konzerte aus Leipzig, Nürnberg, Berlin und Stuttgart sind auch dabei.

Jean Mouton (vor 1459-1522): Nesciens mater virgo virum | Poulenc: Quatre Motets pour le temps de Noël FP 152 | Mendelssohn: Weihnachten op. 79 Nr. 1 | Mendelssohn: „Kyrie“, „Und Friede auf Erden“ und „Heilig ist Gott“ aus der „Deutschen Liturgie“ | Pärt: Sieben Magnificat-Antiphonen | Gruber: Stille Nacht, heilige Nacht. (Aufnahme vom 9. Dezember 2018 aus dem Paulinum)

Überall, wo Weihnachten gefeiert wird, gehört Musik fest ins weihnachtliche Repertoire. Und überall dort hat Weihnachten seinen ganz eigenen Klang. Gleich mehrere Jahrhunderte weihnachtlicher Chormusik lassen sich mit dem MDR Rundfunkchor unter der Leitung von Risto Joost hörend durchschreiten. Renaissancepracht vom französischen Hof, die romantische Chorkunst eines Felix Mendelssohns, aber auch französische Klänge von Francis Poulenc. Sieben O-Antiphone der katholischen Weihnachtsliturgie hüllte der Este Arvo Pärt 1988 in ein reduziertes, aber umso innigeres Klanggewand. Zurückgenommen, aber mit innerem Leuchten machen sie die Vorfreude auf den „König aller Völker“ hörbar.

14:05 bis 15:00 | SWR 2
SWR2 Feature: Luft – Ein Welterschöpfungsrequiem – Trilogie zum Kapitalismus (3/3)

Von Barbara Eisenmann. Komposition: Frieder Butzmann. (Produktion: SWR/DLF/WDR 2021)

Klimakrise, Gesundheitskrise, Migrationskrise, Rohstoffkrise, Schuldenkrise, Demokratiekrise. Die Welt und ihre Bewohner*innen sind angesichts sich multiplizierender Krisen erschöpft. Die Form des Requiems als gemeinsamer Erfahrungsraum der Trauer um Verlorengegangenes, der Wut auf zerstörerische Lebensverhältnisse und der Bekräftigung eines zukünftigen Lebens eignet sich zur Bearbeitung von Krisenerfahrungen. Kann das kollektive Trauern das Utopische eines Gemeinsamen erzeugen?

15.04 | WDR 3
Kulturfeature: Gliese 581c meldet sich

Wenn kosmische Nachbarn antworten. Von Markus Metz und Georg Seeßlen

15:05 Uhr| Deutschlandfunk Kultur
Interpretationen: Romantik „dans le style de Bach“? Das „Oratorio de Noël“ von Camille Saint-Saëns

Gast: Matthias Grünert, Kantor der Dresdner Frauenkirche. Moderation: Claus Fischer. (Wdh. v. 22.12.2019)

15:05 Uhr | Deutschlandfunk
Rock et cetera: Aus der Keimzelle – Die norwegische Band Maldito

Von Tim Schauen. Was ist nur in Trondheim los, dass die dortige Musikszene so viele Bands mit eigenständigem Sound und enormer Qualität hervorbringt? Die norwegische Band Maldito verarbeitet Blues und Rock mit zorniger Energie zu einem groovig-glühenden Konglomerat – einem verflucht guten, denn das spanische Wort „maldito“ bedeutet eben das. Die Musik der vier jungen Musiker ist durch Rhythm’n’-Blues-artige unisono-Passagen beider Gitarren ebenso gekennzeichnet wie durch viel Luft im Arrangement, sodass die Songs so wirken, wie sie beim Komponieren gedacht worden sind. Seit 2017 spielt das Quartett zusammen – für das, was es zu leisten imstande ist, ist ihre Bekanntheit noch viel zu gering!

20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Debüt im Deutschlandfunk Kultur

Modest Mussorgskij: Vorspiel zur Oper „Chowanschtschina“ | Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 | Alfred Desenclos: „Incantation, thrène et danse”, Konzert für Trompete  und Orchester | Paul Hindemith: Konzertmusik  für Streichorchester und Blechbläser op. 50 (Bostoner Sinfonie). Diana Adamyan, Violine; Selina Ott, Trompete; Deutsches Symphonie-Orchester Berlin; Leitung: Ruth Reinhardt

20:05 Uhr | Deutschlandfunk
Freistil: Anarchie und feuerspeiende Pferde – Die Poesie der Patti Smith

Von Anna Lila May. Regie: Philippe Brühl. Produktion: Deutschlandfunk 2021. Mal androgyn, mal sehr weiblich und zart, auf jeden Fall unabhängig: Patti Smith. Die Pop-Ikone vereint Literatur mit populärer Musik und verändert sich stetig. Sie fasziniert Generationen von Künstlerinnen und Künstlern – bis heute?

„Ich genieße es so, von Geschichte umgeben zu sein, die mehr einem Traum gleicht und mich inspiriert …”, sagt Patti Smith. Ihr Traum vom Leben ist geprägt von nie endenden Entwicklungen. Anerzogene Religiosität wandelte sich zu Spiritualität, ihre Sicht auf das weibliche Geschlecht änderte sich, ihre Texte wurden musikalischer – ein Leben in Lyrik und Rebellion. Aber begeistert Patti Smith auch Kunstschaffende, die knapp ein halbes Jahrhundert nach ihr geboren sind? Welchen Einfluss hat sie auf jüngere Generationen? Zeitgenössische Bands, Musiker und Künstlerinnen berichten, welche Rolle Patti Smith für ihre Kunst einnimmt und wieso sie generationsübergreifend wirksam bleibt. Am 30. Dezember wird Patti Smith 75 Jahre alt.

20:55:00 | Ö1
Aki Takase: „St. Louis Blues“ (2001)

Wie kann der zeitgenössische Jazz nach all seinen Entwicklungen und Verzweigungen im 20. Jahrhundert noch eine Brücke schlagen zu seinen Ursprüngen und Anfängen in Marschmusik, Ragtime und Blues? Einer der möglichen Wege führt schlicht über die alten Stücke selbst, wie die japanische Pianistin Aki Takase im Zuge ihres Albums „St. Louis Blues“ von 2001 eindrucksvoll beweist. Die seit 1987 in Berlin lebende Musikerin hat im Laufe ihrer Karriere immer wieder historische Angelpunkte des Jazz aufgegriffen und ganz ohne Nostalgie in die Gegenwart geholt, darunter zentrale Werke von Duke Ellington, Fats Waller, Thelonious Monk und Eric Dolphy.

Bei Takases Beschäftigung mit der Musik von W. C. Handy (1873-1958) funktioniert ihr Ansatz besonders gut. Dieser akademisch geschulte afroamerikanische Kapellmeister hatte schließlich selbst für seine berühmten Kompositionen in den 1910er Jahren („Memphis Blues“, „St. Louis Blues, „Yellow Dog Blues“) bewusst Melodien, Muster und Spielweisen aufgegriffen, die er in der Volksmusik der einfachen schwarzen Menschen in Mississippi vorgefunden, erstmals in Noten fixiert und für seine Blasmusikkapelle arrangiert hatte. Damit hatte W.C. Handy -noch vor der Etablierung des Begriffs „Jazz“ -einen der allerersten Meilensteine des Jazz gesetzt.

Aki Takase und ihre vier Mitmusiker (Posaunist Nils Wogram, Bassklarinettist Rudi Mahall, Gitarrist Fred Frith und Schlagzeuger Paul Lovens) zollen W.C. Handy daher in doppelter Weise Tribut, wenn sie nun ihrerseits dessen alte Melodien aufgreifen und -ganz wie Handy selbst -mit Respekt und Liebe sowie dem Können, dem Verständnis und dem Esprit ihrer eigenen Gegenwart neu fassen, um damit erneut eigenständige Kunstwerke zu schaffen.

22:08 – 23:00 | Ö1
Jet Lag All Stars Radio Show: Radio aus den Parklücken der Aufmerksamkeit

Gedankensprünge aus dem Musterbuch des Jetlags. Dort, wo Heiliges und Alltag, Ekstase und To-do-Liste zusammentreffen, präsentieren die Jet Lag All Stars Musik, Gespräche, Reportagen und Essays vom äußersten Rand der Woche. Die Jet Lag All Star Radio Show ist die Bügelfalte des Kunstsonntags. Gestaltung: Robert Czepel, Rainer Elstner, Alexander Ach Schuh, Thomas Tesar, Elke Tschaikner, Christian Scheib und Klaus Wienerroither

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Late Night Jazz: Searching for the Disappeared Hour – Mary Halvorson & Sylvie Courvoisier

Weit über ein Jahrzehnt haben die aus der Schweiz stammende Pianistin Sylvie Courvoisier und die Gitarristin Mary Halvorson unabhängig voneinander die kreative Jazz-Szene von New York geprägt. Auf dem Album „Searching for the Disappeared Hour“ treten sie erstmals gemeinsam im Duo an. Die Platte selbst klingt so organisch und geradezu zwingend, dass man sich fragt, warum es nicht schon viel früher zu dieser Zusammenarbeit gekommen ist. Deshalb ist es auch interessant, die künstlerischen Laufbahnen der beiden Musikerinnen bis zu dem Punkt des neuen Albums zu verfolgen.

23:03 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Studio Neue Musik: My favorite Choice (47) Georgia Koumará

Seit sie nach Köln gezogen ist, versorgt die junge Griechin die Musikszene als Komponistin, Performerin und Mitgründerin eines Kollektivs mit immer neuen Impulsen. Die 1991 geborene Georgia Koumará ist Mitgründerin des Kollektiv3:6Köln, spielt Theremin und Klavier und beschäftigt sich mit Instrumenten, die keinen Strom brauchen ebenso wie mit elektronischen Mitteln. Für Musik der Zeit hat sie ein Schlagquartett komponiert, das am 21. Dezember 2021 im Funkhaus des WDR zur Uraufführung kommt. Im Studio verrät sie aber vorab, für welche anderen Komponist:innen sie sich begeistert.

Mit Ausschnitten aus folgenden Werken: Pablo Garretón: Acephale für Ensemble und Liveelektronik; Ensemble Musikfabrik, Leitung: Clement Power | Sarah Nemtsov: White Eyes Erased für Keyboard und Schlagzeug; Benjamin Kobler, Klavier; Dirk Rothbrust, Schlagzeug | Ricardo Eizirik: Placeholder für gestreamtes, verstärktes Ensemble mit Untertiteln; ensemble recherche | Genevieve Murphy: Calm in an Agitated World für Pfeifen, Schlagzeug, Blech- und Holzbläser; Brighde Chaimbeul und Genevieve Murphy; Mitglieder des BBC Symphony Orchestra | Andreas Eduardo Frank: intruder integer für Streichquartett und Synthesizer; Sebastian Berweck, Synthesizer; Arditti String Quartet | Mirela Ivičević: Sweet Dreams für Ensemble; Klangforum Wien, Leitung: Bas Wiegers