27.12.2021 – der radiotag

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
„Doppeltes Spiel“: Dmitrij Schostakowitsch – Eine Hörbiografie in zehn Kapiteln

Erstes Kapitel: Roter Oktober (1917-1925). Er ließ sich nicht gern die Karten schauen. Und er hatte Grund dafür. Über sein eigenes Leben behauptete Schostakowitsch: „Es war ziemlich grau und farblos“. In Wirklichkeit war es das spannendste Komponistenleben des 20. Jahrhunderts. Revolution und Bürgerkrieg, Stalins Terror und der zweite Weltkrieg, die Hoffnungen der „Tauwetter“-Periode und die Erstarrung unter Breschnew: Die ganze tragische Geschichte der Sowjetunion zieht eine Spur durch sein Schaffen. Als scheinbar linientreuer Musikfunktionär spielte er selbst mit – aber seine Musik spricht gegen das Regime, für dessen Opfer und für die Freiheit der Kunst. „Das ist ein Spiel, das übel enden kann“, drohte Stalin dem berühmtesten Komponisten des Landes in der „Prawda“. Kann ein sensibler, zerbrechlicher Mensch all das unbeschadet überstehen? Unter dem Titel „Doppeltes Spiel“ erzählt die neue Hörbiografie das Epos einer Zeit und kommt dem überraschend schillernden Helden auch privat sehr nahe. Die Hauptfigur verkörpert Ulrich Matthes, als Erzähler spricht Udo Wachtveitl. Eine Sendung von Jörg Handstein. Weitere Kapitel bis 07.01. immer um 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

19:30:00 | Ö1
Das Duo Jakob Zimmermann/Daniel Ismaili bei den INNtönen 2021

Jakob Zimmermann gilt aktuell als einer der vielversprechendsten Newcomer der österreichischen Jazzszene. Der 21-jährige Pianist aus Bludenz, der nach Jahren in Tirol seit einigen Monaten in Wien lebt, hat im Sommer dieses Jahres in Klavier-Trio-Besetzung seine vielbeachtete Debüt-CD „Resistance“ veröffentlicht. Das Duo mit dem in Düsseldorf lebenden Tiroler Schlagzeuger Daniel Ismaili ist die andere „Working group“ Zimmermanns, sie war am 1. August 2021 -kurzfristig für das schottische Fergus McCreadie Trio eingesprungen -beim INNtöne-Festival auf Paul Zauner Buchmannhof im oberösterreichischen Innviertel zu hören.

Und Zimmermann und Ismaili überzeugten nicht nur dank der plastischen, rhythmisch-melodisch komplexen und doch eingängigen Kompositionen des Pianisten, ihre Musik erzeugte auch immer wieder unwiderstehliche Sogwirkung und bedeutete damit einen würdigen Abschluss der diesjährigen INNtöne.

19:30 bis 20:00 | Deutschlandfunk Kultur
Nichts zu verbergen? Chancen und Risiken digitaler Identität

Von Thomas Kruchem. (Wdh. v. 19.10.2020). Eine Koalition aus Konzernen und Regierungen arbeitet an einer biometrisch definierten, digitalen Identität für jeden Menschen. Hier sollen zahllose persönliche Daten bis hin zu Zahlungsverkehr, Aufenthaltsorten und privaten Begegnungen zusammenlaufen. Über seine mit manipulationssicherer Blockchain-Technologie angelegte Identität solle, so die Befürworter, jeder selbst verfügen. Er müsse nur für behördliche oder kommerzielle Transaktionen erforderliche Daten freigeben. Auch Flüchtlinge und Kinder ohne Geburtsurkunde hätten so eine dokumentierte Existenz; Internet und Alltag würden sicherer. Kritiker sehen im Konzept digitaler Identität ein erschreckend effizientes Instrument weltweiter totaler Kontrolle des Einzelnen.

20:03 bis 21:30 | Deutschlandfunk Kultur
In Concert: Jazzfest Berlin

silent green Kulturquartier, Berlin. Aufzeichnung vom 07.11.2021. Sylvie Courvoisier Trio:; Sylvie Courvoisier, Piano und Komposition; Drew Gress, Bass; Devin Gray, Schlagzeug. Moderation: Matthias Wegner

21:05 Uhr | Deutschlandfunk
Klangraum Europa: Böhmen liegt in uns (3/4 und 4/4) – Eine Hörgeschichte der Bamberger Symphoniker

Von Eva Gesine Baur. 2021 konnten die Bamberger Symphoniker ihr 75-jähriges Bestehen feiern. Die Klangtradition, auf die sich die Musikerinnen und Musiker des Orchesters berufen, reicht jedoch viel weiter zurück, bis ins Prag der Mozartzeit. Der böhmische Klang, quasi die DNA des Traditionsensembles, sei daher heute noch hörbar, behaupten sie. Ein Narrativ, das immer wieder Gegenstand heftiger Diskussionen war. Und so reist auch bei Eva Gesine Baurs Spurensuche der Zweifel als ständiger Begleiter mit. Baurs vierteiliges Hörbuch, gelesen von Schauspieler und Iffland-Ring-Träger Jens Harzer sowie Nora Gomringer und Meike Rötzer entstand in Kooperation mit dem Deutschlandfunk. Es fördert eine Geschichte zu Tage, die leuchtender und schrecklicher nicht sein könnte, wie die Sachbuch- und Romanautorin betont, die auch unter ihrem Pseudonym Lea Singer bekannt ist. Denn neben dem künstlerischen Auf und Ab spiegelt ihre Geschichte des Klangs der Bamberger Symphoniker wie ein Seismograf auch die politischen Verwerfungen wieder, das Mit-, Neben- und Gegeneinander von Deutschen und Tschechen während der vergangenen gut 200 Jahre.

23:03 – 24:00 | Ö1
Verabschiedung vom Eurozentrismus: Geschichte und Zukunft der zeitgenössischen Musik im selbstkritischen Diskurs

Zentrale Institutionen zeitgenössischer Musik beschäftigen sich in jüngster Zeit vermehrt mit dem Thema der Dekolonisation. Das spiegelt sich einerseits in der diverser werdenden Einladungspolitik der Festivals wider, aber auch im begleitenden Diskursprogramm: Das Berliner Festival maerzmusik brachte heuer u.a. Workshops und eine Diskussionsrunde zur „Identität und Zukunft der zeitgenössischen Musik“ sowie ein von George E. Lewis kuratiertes Konzert des Ensemble Modern unter dem Motto „Afro-Modernism in Contemporary Music“. Auch beim ORF musikprotokoll im steirischen herbst wird seit geraumer Zeit das Primat des westzentrierten Blicks in Frage gestellt – etwa mit Festivalprogrammen zum Schwerpunkt „Nebenan – Erkundungen in Europas Nachbarschaft“ und dem Programmaustausch über das Festival-netzwerk ICAS der International Cities of Advanced Sound. Zum 100. Geburtstag der Donaueschinger Musiktage gab es im Oktober 2021 beim ältesten Neue-Musik-Festival einen Schwerpunkt unter dem Titel „Donaueschingen Global“. Dazu wurden seit 2019 Musik-Scouts durch alle Kontinente geschickte, die ihre Entdeckungen in Donaueschingen bei Konzerten, Installationen, Performances sowie Panels vorstellen und diskutieren werden. Organisationen wie das Berliner Kunst-Laboratorium Savvy und das EU-Finanzierte Projekt „Sounds Now“ stellen das Thema der Inklusion bei kuratorischen Entscheidungsprozessen in den Fokus. (Wiederholung vom 27. September 2021) Gestaltung: Rainer Elstner

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: Jazztoday – Zum 70.Geburtstag von John Scofield (26.12.1951)

Henning Sieverts feiert den stilprägenden amerikanischen Gitarristen in Aufnahmen aus allen Phasen seiner Karriere, u.a. mit Miles Davis, Herbie Hancock, Steve Swallow, Eddie Harris, Larry Goldings und Bill Stewart.