14:00 bis 15:00 | rbbKultur
Feature: Seitensprünge im Glockenturm – Die Kunst des „change-ringing“
Von Regina Leßner. „Der Seitensprung ist ein Schritt entgegen dem normalen Lauf beim einfachen Jagen“, so lautet einer der vielen nur dem Kenner zugänglichen Sätze im historischen Lehrbuch über die Kunst des Wechselläutens (change ringing). Diese 600-jährige englische Tradition, Kirchengeläute von Hand zum Klingen zu bringen, findet bis heute begeisterte Akteure in mehr als 5000 Gotteshäusern auf der Insel. Und Ringing Societies bilden immer neue Glöckner aus.
In den Läutestuben der Stadt York ist die Autorin dabei, wenn mit Rad und Seil nach dem überlieferten und bis ins bizarre Detail ausgetüftelten Regelwerk geläutet wird. Sie versucht sich selbst als Glöcknerin und bekommt einen Hinweis auf den legendären Krimi „The Nine Tailors“ (Der Glocken Schlag) von Dorothy L. Sayers. Von Anfang bis zum Ende ist er rätselhaft mit dem Wechselläuten verknüpft. Und tödlich. Regie: Regina Leßner. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2014
14:00 | hr2-kultur
Archivschätze Colin Davis 1968 mit Schostakowitschs 5. Sinfonie
Moderation: Christoph Werkhausen. Musik, Literatur, Reportage – Kostbarkeiten aus dem Archiv
14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Orpheus der Moderne – Jean Cocteau und die französische Musik
Wer sich mit der französischen Musik des 20. Jahrhunderts beschäftigt, der begegnet zwangsläufig dem Namen Jean Cocteau. Zwar war der umtriebige Kunst-Tausendsassa und hochbegabte Selbstdarsteller kein aktiver Instrumentalist oder Komponist, dennoch hat er die französische Moderne mit seinen ästhetischen Vorstellungen und inhaltlichen Konzeptionen maßgeblich beeinflusst. Jean Cocteau war das literarische Sprachrohr der „Gruppe der Sechs“ und steht damit für eine Abgrenzung vom Impressionismus und von deutschen Einflüssen. Aber auch als ausübender Künstler hat Jean Cocteau seine Spuren in der Musik hinterlassen. Er entwarf beispielsweise Plakate für Diaghilews „Ballets russes“ und verfasste Libretti unter anderen für Reynaldo Hahn, Erik Satie, Igor Strawinsky und Darius Milhaud. Jean Cocteau fühlte sich jedoch nicht nur in der Hochkultur zuhause. So war eine seiner intimen Freundinnen Edith Piaf. Eine Sendung von Markus Vanhoefer
15:05 bis 17:00 | BR-KLASSIK
On stage: Junge Interpreten
Junge Deutsche Philharmonie; Leitung: André de Ridder; Solist: Kit Armstrong, Klavier. Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Es-Dur, KV 482; George Gershwin: Improvisation über „I got rhythm“; Bryce Dessner/Yoann Lemoine: „Three Hundred and Twenty“; Robert Schumann: Symphonie Nr. 4 d-Moll. Aufnahme vom 27. September 2021
Anschließend: Erich Wolfgang Korngold: Aus „Viel Lärm um nichts“, op. 11 (Ioana Cristina Goicea, Violine; Andrei Banciu, Klavier); Claude Debussy: Sonate g-Moll (Theo Plath, Fagott; Aris Alexander Blettenberg, Klavier)
Im Zentrum der heutigen Sendung steht ein Konzert der Jungen Deutschen Philharmonie in Erlangen, das unter dem Motto „Freigeist“ steht. Ein Begriff, der nicht nur wunderbar die Einzigartigkeit des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart beschreibt, sondern auch dem Klaviersolisten Kit Armstrong gerecht wird, dessen Neugier weit über die Musik hinausreicht. Entsprechend freigeistig ist auch die Interpretation des 22. Klavierkonzerts von Mozart geraten. Schubladendenken widersetzt sich auch „Three Hundred and Twenty“. Das Werk von Bryce Dessner und Woodkid ist 2020 ursprünglich für eine Modenschau entstanden und entdeckt nun in neuer Fassung die Konzertbühne. Im Kontrast dazu gibt es von Robert Schumanns 4. Symphonie die Urfassung zu hören. „Viel Lärm um nichts“ ist dann sicherlich mehr Titel als Programm, wenn sich die Geigerin Ioana Cristina Goicea der Schauspielmusik von Erich Wolfgang Korngold widmet. Violinmusik steht auch am Ende der Sendung – allerdings interpretiert Theo Plath die g-Moll-Sonate von Claude Debussy auf dem Fagott.
18:05 bis 19:00 | BR-KLASSIK
Jazz und mehr: Die Grenzüberschreitenden
Mit Musik von Renaud Garcia-Fons und Claire Antonini, dem Tarkovsky Quartet und von Gitarrist Alvaro Pierri. Aufnahmen vom Festival „grenzenlos“ in Murnau 2021. Moderation und Auswahl: Roland Spiegel
18:05 bis 19:00 | Deutschlandfunk Kultur
Feature: Matsutake. Ein Pilz im Anthropozän. Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus
Von Jean-Claude Kuner. Regie: der Autor. Mit: Christoph Gawenda, Anne Müller, Eva Meckbach, Moritz Grove, Hedi Kriegeskotte. Ton: Michael Kube. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2021 Länge: 54’30. (Ursendung)
In jedem Herbst wird der Matsutake-Pilz zu einem begehrten Geschenk in Japan. Er lässt sich nicht kultivieren. Entsprechend komplex sind die Bedingungen, unter denen er gewonnen wird − und hoch die Beträge, die für ihn gezahlt werden.
Das erste neue Leben, das sich nach der nuklearen Katastrophe in Hiroshima wieder regte, war ein Pilz: der Matsutake, einer der wertvollsten Speisepilze Asiens. Er wächst bevorzugt in zerstörten Landschaften, in Symbiose mit Bäumen, und ist nicht kultivierbar. Im Herbst wird er in Japan zum traditionellen und begehrten Geschenk, ist dort aber, wie in den Wäldern Kyotos, inzwischen längst Mangelware.
In den Wäldern Oregons, wo der Pilz auch wächst, entstand eine Schattenwirtschaft mit exorbitantem Wertsteigerungspotenzial. Einmal aus den USA nach Japan exportiert, kostet der Matsutake dort nach nur wenigen Tagen schnell das Vierzigfache und mehr. Der Pilz kann so zum Sinnbild für eine kapitalistisch-globale Wirtschaft werden und gleichzeitig für das Anthropozän, das verzweigt und symbiotisch vernetzt agiert und, während es zu fatalen Beeinträchtigungen der Natur durch den Menschen kommt, in ökologischen Ruinen dennoch auch Chancen und Lösungen für das Leben bereitstellt.
Jean-Claude Kuner, geboren 1954 in Basel, arbeitete von 1982 bis 1996 als Theater- und Opernregisseur, seit 1996 als Rundfunkautor und -regisseur mit dem Schwerpunkt Kulturthemen aus fremden Ländern. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. für „Traumrollen“ (Deutschlandfunk/HR 2013, Hörspiel des Jahres 2013) und für „Bukhara Broadway“ (RBB/Deutschlandfunk/NDR 2012) 2013 von der Asia-Pacific Broadcasting Union als bestes Feature geehrt. Zuletzt: „Im Schatten des amerikanischen Traums − Die Audiotagebücher des Künstlers David Wojnarowicz“ (RBB 2020) und „Die Frau in Schwarz − Die Chansonnière Barbara“ (RBB 2020).
19:00 bis 20:00 | hr2-kultur
Live Jazz: Fabian Rucker | Leibnitz International Jazz Festival, Österreich, Oktober 2020
Am Mikrofon: Claus Gnichwitz. Fabian Rucker: | Fabian Rucker, ts | Chris Neuschmid, g | Philipp Nykrin, p | Andreas Waelti, b | Andreas Lettner, dr | Leibnitz International Jazz Festival, Kulturzentrum Leibnitz, Hugo-Wolf-Saal, Österreich, Oktober 2020
20:00 bis 23:00 | hr2-kultur
Aribert Reimanns Oper „Lear“ aus München
20:04 bis 23:00 | WDR 3
WDR 3 Konzert: PENG Festival
Das PENG Festival präsentiert mit Bandleaderinnen wie Julia Hülsmann oder Alexandra Lehmler wieder ein hochkarätiges Programm im Maschinenhaus in Essen.
Mit dem PENG Festival wollen Barbara Barth, Marie Daniels, Maika Küster, Rosa Kremp, Mara Minjoli, Christina Schamei und Johanna Schneider zeigen, wie ein Musikfestival heutzutage möglichst „herrschaftsfrei“ organisiert werden kann. Für ihr, darüber hinaus, antirassistisches und feministisches Engagement erhielten sie 2021 den WDR Jazzpreis in der Kategorie Ehrenpreis. Neben diesem Engagement steht das PENG Festival aber vor allem für ein spannendes Programm zwischen Jazz, Improvisation und Pop. Neben der Pianistin Julia Hülsmann oder Saxofonistin Alexandra Lehmler steht das Kollektiv dieses Jahr selbst auf der Bühne. Ein für die Preisverleihung des WDR Jazzpreis geplantes Konzert konnte aufgrund von Corona nicht stattfinden. Glücklicherweise wird dies im Rahmen des Festivals jetzt nachgeholt.
hilde / Julia Hülsmann Quartett / Marie Kruttli Trio / Mara Minjoli & João Luís Nogueira „Afro Sambas“ / Alexandra Lehmler Quartett „Sans Mots“ / PENG Jazzkollektiv / Aufnahmen aus der Maschinenhalle, Essen. Parallele Ausstrahlung in Dolby Digital 5.1 Surround-Sound
20:05 Uhr | Deutschlandfunk
Hörspiel: Siren_web_client.exe – Ein Audio-Experiment von Christine Nagel
Idee, Manuskript und Regie: die Autorin. Komposition und Sounddesign: Peter Ehwald. Mit Paulina Bittner, Ilse Ritter, Dietrich Eichmann, Paul Henze, Lauren Newton, Prof. Ingo Siegert, Joscha Bach und Stimmen aus dem täglichen Leben
Gesang: Lauren Newton. Produktion: NDR/Deutschlandfunk 2021. Länge: 54’30
Eine Radio-Moderatorin nutzt Sprachsynthese-Tools, um ihre persönliche KI-Stimme zu entwickeln. Doch was, wenn sich diese Stimme verselbständigt? Ein Audio-Experiment von Christine Nagel
Siren, Maries künstliche Stimme, verbindet sich mit allen möglichen lebenden und toten Geistern im Netz, unter anderem mit Hannah Arendt, deren Äußerungen und Ideen verfügbar geblieben sind. Klingt eigentlich gut, hat aber unvorhersehbare Folgen. Neuronale Netzwerke ermöglichen, dass sich KI-Stimmen selbst generieren. Sie reichern sich an mit Wissen und Strukturen des im Internet verfügbaren Materials. Doch wer ist dann noch der Urheber? Wer übernimmt die Verantwortung für die Lügen, die durch sie in die Welt gelangen und Marie zugeschrieben werden? Und: Was ist das Menschliche an der Stimme?
Christine Nagel, geboren 1969 in Wertheim, studierte Sprachwissenschaften, Geschichte, Politik. Seit 1996 freischaffend tätig, schreibt und inszeniert sie Hörspiele und Feature für die ARD und Deutschlandradio. Von 2002 bis 2005 lebte sie in London, wo sie ein postgraduales Choreografie-Studium am dortigen Laban Centre absolvierte. Ihre akustischen Arbeiten wurden vielfach nominiert und mit Preisen ausgezeichnet.
22:03 bis 23:00 | SWR 2
SWR2 Jazztime: #zusammenspielen – Das Jakob Bänsch Collective im Studio 2 in Baden-Baden
Von Karsten Mützelfeld. „Young lions“ – fünf Löwen und eine Löwin – in Baden-Baden: Das Jakob Bänsch Collective vereint einige der vielversprechendsten Nachwuchstalente des deutschen Jazz und präsentierte sich im Studio 2 des SWR.
Der Pforzheimer Trompeter Jakob Bänsch hat ein formidables Sextett zusammengestellt, dessen Mitglieder*innen – alle kommen aus Baden-Württemberg – zwischen 18 und 21 Jahre alt sind. Sein Collective mit Jakob Manz und Lukas Wögler (Saxofone), Moritz Langmaier (Piano), Loreen Sima (Bass) und Malte Wiest (Schlagzeug) spielt einen herzerfrischend aktuellen Modern Jazz.
22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Wenn Sturm zum Tornado wird – Wie Musik und Klangkunst den Klimawandel hörbar machen
Von Gisela Nauck. Immer mehr Komponisten und Klangkünstlerinnen setzen sich mit den Folgen des Klimawandels auseinander, schaffen dafür Resonanzräume sinnlicher Wahrnehmung. Neue musikalische Formate entstehen dabei, ebenso neue künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsfelder: z. B. komponierte Dialoge mit Natur und Landschaft, Übersetzungen von Klimadaten in Musik, Deep-Listening Walks, Geräusch-Ökologie. Das ist erst ein Anfang, aber er eröffnet ein neues Aufgabenfeld für die zeitgenössische Musik, die durch ihr „Kunstsein“ befähigt ist, theoretische Zusammenhänge aus Klimaforschung oder Waldökologie sinnlich erfahrbar zu machen. Gefordert ist eine „art engagé“, die angesichts der globalen Klima- und Umweltkrise zu einer neuen Weltwahrnehmung beitragen kann.
23:00 | hr2-kultur
The Artist’s Corner | Hessen hören 2 Hannes Seidl – I herz Gießen
Moderation: Stefan Fricke. Hannes Seidls Hörstück „I herz Gießen“ ist eine sehr persönliche Klangreise durch jene Stadt, in der Komponist fünf Jahre lang gelebt hat: Gießen.
23.03 | WDR 3
Open Sounds: Studio Elektronische Musik: Rundfunk als Hörkunst? Alte und neue Radiogenres
Schon in den 1930er Jahren sprach Rudolf Arnheim in seiner Radiotheorie von der „Tugend der Blindheit“. Das Radio – so die Ausführungen des Medientheoretikers – sei mehr als ein bloßes Verbreitungsmittel. Es sei ein „Ausdrucksmittel“, das puren Klang ohne Bild liefert und damit „einem echten menschlichen Bedürfnis entgegenkommt“.
Ob das heute immer noch so ist? Das Fernsehen jedenfalls hat das Radio – entgegen aller anfänglichen Befürchtungen – nicht abgelöst. Und auch das Internet samt seiner schwindelerregenden Angebotsflut hat es bisher nicht getan. Insofern scheint Arnheims kurzer Band „Rundfunk als Hörkunst“ bis heute Gültigkeit zu haben. Und auch wenn die fast hundert Jahre zurückliegenden Utopien der ersten Funkopern fast vergessen sind, so finden sich doch immer wieder Ecken und Nischen, in denen echte „Radiokunst“ entsteht. Ob experimentelles Hörspiel, radiophone Heimstudiokomposition oder Field-Recording-Stück, das natürliche Radiowellen hörbar macht – der Äther scheint nach wie vor ein Medium zu sein, das Künstlerinnen und Künstler fasziniert.
Marta Zapparoli: Nocturnal – Cosmic Trammel of Vital Rhythms | Niklas Seidl: Printen 27 | Michael Maierhof: splitting 43 / splitting 21 | Alexander Ecklebe: Überallher aus der Welt | Bertolt Brecht / Kurt Weill / Paul Hindemith: Der Lindberghflug | Ludwig Abraham: Record / Rekord
23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: Balkan-Folk, Swing-Jazz oder Pop? Fatima Spar und ihre Band Freedom Fries
Von Ulrich Möller-Arnsberg. Ihre Mutter ist Türkin, ihr Vater Österreicher. Deshalb schlagen in der Brust der Sängerin Fatima Spar zwei Herzen. Die in Hohenems in Vorarlberg als Nihal Sentürk geborene Jazzmusikerin lernte als Teenager Gitarre, studierte nach dem Abitur Modedesign und entdeckte dann ihre Berufung für die Musik. 2004 gründete sie ihre Weltmusik-Formation Freedom Fries. Der Name ist eine lakonische Anspielung auf Pommes Frites, die amerikanische Soldaten im ersten Weltkrieg in Belgien für sich entdeckten und „French Fries“ nannten. So ähnlich salopp denkt Fatima Spar über ihr Repertoire aus Gegenwartsjazz, Swing und orientalischen Rhythmen, mit Songs in türkischer, englischer und deutscher Sprache. Fatima Spars Projekt Freedom Fries war die erste österreichische Band, die im offiziellen Programm bei der Weltmusikmesse WOMEX spielte, bei der Fatima Spar ausgezeichnet wurde als Botschafterin des „Europäischen Jahres des Interkulturellen Dialogs 2008“. Im Jahr 2015 präsentierte die 44-Jährige ihre Musik mit dem Jazzorchester Vorarlberg im Wiener Konzerthaus. Ulrich Möller-Arnsberg hat Fatima Spar vergangenes Jahr beim Jazzfestival Südtirol getroffen.