00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Heroines of Sound – Pionierinnen der elektronischen Musik
Von Hubert Steins. In der vermeintlichen Männerdomäne der elektronischen Musik waren früh schon immer auch Komponistinnen elektroakustischer Werke aktiv.
Durch die „Me-Too-Debatte” verändert sich derzeit der Blick auch auf die jüngere Musikgeschichte. So kann auch die Frühgeschichte der elektronischen Musik einer Revision unterzogen werden, denn obwohl als Männerdomäne betrachtet, sind Komponistinnen elektronischer Werke bereits in der Frühgeschichte der elektroakustischen Musik zahlreich vertreten. So listet etwa die zum Berliner Festival erschienene Publikation „Heroines of Sound” rund 90 Pionierinnen der elektroakustischen Musik auf, von denen in der Sendung einige vorgestellt werden.
00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Winter-Bilder
Enjott Schneider: Orgelsymphonie Nr. 11, Licht – Mitten im kalten Winter (Hans Leitner, Orgel); Theo Rossmann: „Eine Ballade für den Hausgebrauch im Winter“ (Marcel Cordes, Bariton; Münchner Philharmoniker: Theo Rossmann); Dietrich Ammende: „Weißer Schnee, weiße Gräber“ (Hans Hotter, Bariton; Dietrich Ammende, Klavier); Hans Werner Henze: „Royal Winter Music I“ (Stephan Stiens, Gitarre); Wilhelm Killmayer: „Hölderlin-Lieder“, 3. Zyklus (Markus Schäfer, Tenor; Siegfried Mauser, Klavier); Markus Zahnhausen: „Winterbilder“ (Markus Bartholomé, Blockflöte); Anton Würz: Aus „Acht Gesänge nach Versen chinesischer Dichter“ (Edith Urbanczyk, Sopran; Hortense Wieser, Klavier); Markus Schmitt: „Echoi“ (Sebastian Hess, Violoncello; Moritz Eggert, Klavier); Rudolf Heinz Bartl: „Es ist ein Schnee gefallen“ (Anneliese Seitz, Sopran; Paul Sanders, Klavier); Hans Werner Henze: „Royal Winter Music II“, Bottom’s Dream (Stephan Stiens, Gitarre)
11:05 bis 12:00 | Bayern 2
Bayern 2-Radio Revue: Die Lautlosen – Wie sich die vietnamesische Community in Ost und West integriert hat
Von Susanne Betz. Wiederholung um 18.05 Uhr. Sie kamen als Vertragsarbeiter aus dem kommunistischen Norden Vietnams in die DDR und als Flüchtlinge vor dem Kommunismus aus dem Süden nach Westdeutschland. Lautlos und fast unsichtbar hat sich die 180.000 umfassende Community integriert. Viele sind zu Wohlstand gekommen. Ein Phänomen ist, dass der Aufstieg durch Bildung rasant verläuft: Vietnamesische Kinder sind in der Schule Überflieger, sie toppen in allen Studien Kinder aus anderen Migrationsgruppen und vor allem auch deutsche Schüler. Das Feature von Susanne Betz erklärt, wie und warum dieser Integrationsmechanismus erfolgt. Es wird aber auch gezeigt, wie sehr die zweite Generation unter dem Druck leidet und versucht, gegen die Werte der ersten Generation zu rebellieren. Vor allem sind die jungen Deutsch-Vietnamesen nicht mehr lautlos.
19:05 bis 20:00 | Bayern 2
Zündfunk extra: 50 Years After – The Mahavishnu Orchestra
Mit Roderich Fabian. 1971 war ein gutes Jahr für Popmusik. Drei Jahre nach Woodstock und ein Jahr nach Auflösung der Beatles ging es längst nicht mehr nur ums Tanzen und Mitsingen. Nein, die fortschrittliche Musik einer neuen Generation etablierte sich als gleichberechtigte Kunstform und als Ausdruck neuer Ideen. In dieser Reihe feiern wir sechs Alben des Jahres 1971, die die Evolution des Pop weiterbrachten. Wiederholung vom 18. Juli 2021
19:30 bis 20:00 | Deutschlandfunk Kultur
Ein Gespenst geht um in der Welt (1/2) – Entstehung, Ideen und Wirkungen des Neoliberalismus
Die Entstehung und die Frühgeschichte des Neoliberalismus (1938-1979). Von Kristin Langen. (Teil 2 am 29.12.2021 19:30 Uhr). Ob konservativ, Mitte oder links – alle scheinen sich einig: Neoliberalismus, das ist nichts Gutes. Selten wird der Begriff befürwortend verwendet, zumeist werden Missstände damit beschrieben und oft ist Neoliberalismus oder neoliberal ein Kampfbegriff. Das war nicht immer so. Als der Begriff kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, 1938, auf dem Walter-Lippmann-Kolloquium in Paris zum ersten Mal aufkommt, bezeichnen sich die anwesenden Intellektuellen als Neoliberale – in einem positiven Sinn. In einer Zeit, in der totalitäre Systeme – Faschismus, Kommunismus – in der Welt den Ton angeben, bemühen sie sich um eine Wiederbelebung liberaler Ideen. Noch ist die neo-liberale Bewegung ein Randphänomen, auch in den ersten Nachkriegsjahrzehnten. Doch ihre Vertreter bilden Netzwerke und schaffen so die Voraussetzung, um später in Wissenschaft, Publizistik und Politik Einfluss zu gewinnen. Zugleich bilden sich unterschiedliche Strömungen heraus. Bald wird die Frage, was überhaupt Neoliberalismus ist, gar nicht mehr so einfach zu beantworten sein.
Zur welthistorischen Zäsur werden die 70er-Jahre. Mit steigender Arbeitslosigkeit und Inflation in den westlich-kapitalistischen Ländern wachsen die Zweifel an den wirtschaftspolitischen Konzepten des sozialstaatsfreundlichen Keynesianismus. Nach dem Putsch in Chile 1973 bekommen neoliberale Ökonomen die Chance, ihre Ideen einer radikal liberalisierten Marktwirtschaft in politische Praxis umzusetzen. 1979 gewinnt Margret Thatcher die Wahlen in Großbritannien und Ronald Reagan wird Präsident der USA. Es ist ein Durchbruch: Besonders die angelsächsische Spielart des Neoliberalismus gewinnt jetzt politisch an Bedeutung. Im Kampf gegen Inflation und Staatsverschuldung versprechen die neuen Liberalen Wohlstand und Wachstum durch Privatisierung von Staatseigentum, Liberalisierung von Märkten und einer Eindämmung von Gewerkschaftsmacht. Bald wird diese wirtschaftspolitische Philosophie global zur dominanten Strömung an Universitäten, in Wirtschaftsforschungsinstituten, Medien und Politik. Bis zur Weltfinanzkrise 2008. Sie markiert eine Zäsur. Der Neoliberalismus wird von einer breiten Öffentlichkeit in Frage gestellt. Und in Deutschland taucht mit der Bundestagswahl 2021 plötzlich die Frage auf: Gibt es eine Renaissance des Sozialliberalismus?
20:05 bis 21:00 | SWR 2
SWR2 Jazz Session: #zusammenspielen – Das Russudan Meipariani Ensemble
Von Julia Neupert. Gesang in der georgischen Vokaltradition, instrumentale Minimal Music-Strukturen und freie Improvisation: Das sind die musikalischen Eckdaten des Stuttgarter Russudan Meipariani Ensembles. Ausgezeichnet unter anderem beim Creole-Wettbewerb und nominiert für den Preis der deutschen Schallplattenkritik, waren die Pianistin, Komponistin und Sängerin Russudan Meipariani, die Geigerin Natalie Meipariani und der Cellist Giga Khelaia jetzt mit ihrem aktuellen Programm in unserer Reihe #zusammenspielen zu Gast.
20:10 Uhr | Deutschlandfunk
Vom Sendespiel zum Podcast – Die kurze Geschichte des westdeutschen Hörspiels
Von Ulrich Bassenge; Regie: der Autor; Mit Ulrich Bassenge, N.N.; Produktion: Deutschlandfunk 2021. Länge: 49’. Die Geburt des Hörspiels fiel mit der des Radios zusammen. Heute, in der digitalen Gegenwart muss sich das Hörspiel erneut als eigenständige Kunstform beweisen. Ulrich Bassenge erzählt knapp hundert Jahre Radiogeschichte am roten Faden der Dramaturgie.
Auf die Geburt des Hörspiels in den 20er-Jahren folgte eine rasante Phase des Aufbruchs und der Avantgarde, jäh erstickt vom Nationalsozialismus. Nach dem Krieg hatte sich das Hörspiel neu zu definieren. Was war es denn nun: Literatur? Theater? Klangkunst? Oder ganz einfach eine offene Form, wie das Helmut Heißenbüttel 1968 postulierte? Heute, herausgefordert durch das Podcast-Format und immer abrufbar, muss sich das Hörspiel erneut als eigenständige Kunstform beweisen. Der Hörspielmacher Ulrich Bassenge erzählt knapp 100 Jahre Radiogeschichte am roten Faden der Dramaturgie.
Ulrich Bassenge ist seit über 30 Jahren als Hörspielautor, -komponist und -regisseur tätig. Seine Arbeiten sind sowohl genre- als auch gattungsübergreifend, ob in der Auseinandersetzung mit anderen Medien oder im Brückenschlag zur Popkultur. Zeit seines Schaffens hat er sich kämpferisch für das Originalhörspiel – fernab von Bestseller- und Klassikeradaptionen – eingesetzt und damit die Gattung der Radiokunst nachdrücklich gestärkt.
21:05 bis 22:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Jahresrückblick 2021
Mit Lydia Jeschke, Michael Rebhahn, Leonie Reineke und Martina Seeber. Zum Jahresende schaut die Redaktion Neue Musik auf die musikalischen Ereignisse des Jahres 2021. Was waren die aufregendsten Uraufführungen? Was die größten Überraschungen? Was ist hängen geblieben von einem „hybriden“ Musikjahr?
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Aqua sonora – Wasser, Quelle für Neue Musik
Von Katalin Fischer. „Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser ist alles, und ins Wasser gehrt alles zurück“, sagte Thales von Milet. Homer beschrieb den Flussgott Okeanos als „Ursprung der Götter“ und Anfang allen Seins. Und nun das zentrale Statement: Wasser ist gleich Leben – Wasser ist gleich Musik – ergo: Wasser ist gleich Leben ist gleich Musik. Beide bewegen sich in Wellen fort, und Wellen transportieren Energie, aber keine Materie. Beide werden der rationalen Wissenschaft zugerechnet, denn sie lassen sich durch Zahlen ausdrücken – zugleich sind sie aber auch Gefühlstransporter, deren Art und Wirkung nicht berechenbar ist. Eine abenteuerliche Reise nimmt ihren Lauf, vom seligen Embryonalzustand absoluter Aufgehobenheit weiter zur versunkenen Insel Atlantis, von der Ursuppe zu den Bakterien, von Ursprungsmythen zur sinkenden Titanic und schließlich zum musikalischen Gesamtkunstwerk des John Cage, der seine Irrationalsymphonie mit roten Rosen und einer Gummiente gestaltet und als krönenden Höhepunkt fünf Radios vom Tisch fegt.
22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Musikszene: Body Turn – Körper und Körperlichkeit in der Musik
Von Hanno Ehrler. Seit den 90er-Jahren gibt es in den Disziplinen Soziologie und Kulturwissenschaft eine zunehmende Hinwendung zum Körper. Dieser „body turn“ scheint sich auch in der europäischen Kunstmusik niederzuschlagen. Vinko Globokars „Corporel“ ist eines der ersten Stücke, die sich mit der Körperlichkeit von Musik beschäftigten: Ein Schlagzeuger sitzt dabei auf der Bühne, schlägt und trommelt auf seinem Körper. Heute thematisieren verschiedene Komponistinnen und Komponisten „das Körperliche“ des Musikmachens weniger plakativ. Robin Hoffmann fordert z.B. völlig ungewohnte Spieltechniken, bei denen die Interpretinnen und Interpreten ihre Bewegungen ganz neu mit der Musik zusammenbringen müssen. Alexander Schubert filmt sich selbst bei Alltagstätigkeiten und macht diese Aufnahmen zum Bestandteil seiner Werke. Jennifer Walshe spricht von einer neuen Disziplin, denn zu Musik gehöre körperliche Aktion unabdingbar dazu.
23:03 – 24:00 | Ö1
Der Bariton Wolfgang Holzmair singt „Minnelieder“ zu Cerhas 95. Geburtstag
Im Sommer 2020 wurden im ORF RadioKulturhaus einige Kompositionen von Friedrich Cerha anlässlich seines 95. Geburtstags, den er am 17. Februar 2021 begangen hat, erstmals aufgenommen. Darunter waren auch das frühe Werk „Ein Buch von der Minne“ (1946-1964) und der späte Liederzyklus nach Texten von Ilija Jovanović (2014).
Seine 14 Minnelieder auf Texte der drei Minnesänger Mechthild von Magdeburg, Der von Kürenberg und Hesso von Reinach sowie weiteren ohne eindeutige Zuordnung, beschreibt Friedrich Cerha selbst als „ein Dokument, das Wesentliches am zugrundeliegenden stilistischen Wollen belegt“. Er schloss „bewusst an ältere Liedformen an“, „Parallelen zu von Satie berührten mittelalterlichen Techniken“ finden sich daran lange vor seiner Auseinandersetzung mit dessen Musik. Cerha widmete diese Lied-Sammlung seiner Frau Gertrud, die er 1951, kurz nach der Uraufführung eines ersten Teils, geheiratet hat. Darin finden sich Lieder wie „Nur eine kann mir Freude geben“, „Frau, du Schöne, nun fahre mit mir“ oder das bekannte Liebeslied „Du bist mein, ich bin dein“.
Friedrich Cerha entdeckte die Gedichte des aus Serbien stammenden, ab 1970 Österreich lebenden Dichters Ilija Jovanović (1947-2010) in der Zeitschrift „Zwischenwelt“, die sich dem Thema Widerstand und Exil widmet. Die Lebensgeschichte des Rom ging ihm sehr nahe und er wählte zwölf seiner Gedichte aus, die eine tiefe Sehnsucht nach Heimat prägen, um diese zu vertonen: „Was hinter seinen Versen steht, ist das Sich-fremd-Fühlen in der Welt, in der er lebt — isoliert und allein. Ich fand darin für mich sehr Vertrautes, war ich doch einen wesentlichen Teil meines Lebens von anderen Prinzipien getragen, als die des größten Teils der Gesellschaft, die mich umgab.“
Cerha beschreibt die musikalische Sprache, die er für diesen Zyklus gefunden hat, als „lapidar, plastisch, fast wie in Stein gehauen … Sie ist extrem textbezogen und nimmt kaum mehr Raum ein als die Gedichte selbst“.
Der Bariton Wolfgang Holzmair gilt als ausgewiesener Kenner von Cerhas Liedern und als textdeutlicher und -deutender Interpret. Gemeinsam mit Florian Müller, dem langjährigen Pianisten im Klangforum Wien, hat er diese beiden Zyklen aufgenommen. Der Sänger gibt Auskunft über seinen Zugang zu Cerhas Musik und wie er sich dieser angenähert hat. (Wiederholung vom 15. Februar 2021). Gestaltung: Marie-Therese Rudolph