00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten
Christoph Wünsch: „Zwischen Tag und Traum“ (Novalis Quartett); Rainer Pezolt: „Elegia metallica“ (Antje Gerlof, Flöte; Anne-Kathrein Jordan, Klavier); Elke Tober-Vogt: Orchestersuite Nr. 2 (Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt: Oliver Weder); Rolf Rudin: „Der Spinnerin Nachtlied“ (musica-viva-chor bamberg: Fritz Braun); Wilfried Jentzsch: „Paysages FLV“ (Karl Schicker, Flöte; Wilfried Jentzsch, Tonband); Heinrich Hartl: „Ein weites Feld“, op. 150 (Nürnberger Symphoniker: Bernhard Gueller); Herbert Hechtel: „A New Morning“, op. 48 (Peter Sauermann, Klavier)
19:30 bis 20:00 | Deutschlandfunk Kultur
Ein Gespenst geht um in der Welt (2/2) – Entstehung, Ideen und Wirkungen des Neoliberalismus
Durchbruch und Desaster des Neoliberalismus (1979-2008) Von Kristin Langen. Ob konservativ, Mitte oder links – alle scheinen sich einig: Neoliberalismus, das ist nichts Gutes. Selten wird der Begriff befürwortend verwendet, zumeist werden Missstände damit beschrieben und oft ist Neoliberalismus oder neoliberal ein Kampfbegriff. Das war nicht immer so. Als der Begriff kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, 1938, auf dem Walter-Lippmann-Kolloquium in Paris zum ersten Mal aufkommt, bezeichnen sich die anwesenden Intellektuellen als Neoliberale – in einem positiven Sinn. In einer Zeit, in der totalitäre Systeme – Faschismus, Kommunismus – in der Welt den Ton angeben, bemühen sie sich um eine Wiederbelebung liberaler Ideen. Noch ist die neo-liberale Bewegung ein Randphänomen, auch in den ersten Nachkriegsjahrzehnten. Doch ihre Vertreter bilden Netzwerke und schaffen so die Voraussetzung, um später in Wissenschaft, Publizistik und Politik Einfluss zu gewinnen. Zugleich bilden sich unterschiedliche Strömungen heraus. Bald wird die Frage, was überhaupt Neoliberalismus ist, gar nicht mehr so einfach zu beantworten sein.
Zur welthistorischen Zäsur werden die 70er-Jahre. Mit steigender Arbeitslosigkeit und Inflation in den westlich-kapitalistischen Ländern wachsen die Zweifel an den wirtschaftspolitischen Konzepten des sozialstaatsfreundlichen Keynesianismus. Nach dem Putsch in Chile 1973 bekommen neoliberale Ökonomen die Chance, ihre Ideen einer radikal liberalisierten Marktwirtschaft in politische Praxis umzusetzen. 1979 gewinnt Margret Thatcher die Wahlen in Großbritannien und Ronald Reagan wird Präsident der USA. Es ist ein Durchbruch: Besonders die angelsächsische Spielart des Neoliberalismus gewinnt jetzt politisch an Bedeutung. Im Kampf gegen Inflation und Staatsverschuldung versprechen die neuen Liberalen Wohlstand und Wachstum durch Privatisierung von Staatseigentum, Liberalisierung von Märkten und einer Eindämmung von Gewerkschaftsmacht. Bald wird diese wirtschaftspolitische Philosophie global zur dominanten Strömung an Universitäten, in Wirtschaftsforschungsinstituten, Medien und Politik. Bis zur Weltfinanzkrise 2008. Sie markiert eine Zäsur. Der Neoliberalismus wird von einer breiten Öffentlichkeit in Frage gestellt. Und in Deutschland taucht mit der Bundestagswahl 2021 plötzlich die Frage auf: Gibt es eine Renaissance des Sozialliberalismus?
21:05 bis 22:00 | SWR 2
SWR2 NOWJazz: Familienbande – Verwandtschaftliche Kooperationen im Jazz
Von Franziska Buhre. Ein musikalisches Elternhaus kann den Nachwuchs darin bestärken, selbst eine Laufbahn im Jazz anzustreben. Andererseits ist der Beruf Jazzmusiker*in nicht besonders familienfreundlich. Zudem müssen sich Kinder berühmter Jazzmusiker notorisch den Vergleich mit ihren Eltern gefallen lassen – ist das eine Bürde oder Ehre? Haben professionelle Musiker*innen die Karrieren ihrer Kinder im Jazz gefördert oder eher skeptisch betrachtet? Sind jazzende Geschwister ein seltenes Phänomen oder häufig anzutreffen? Die Sendung erkundet Familienbande quer durch Genres und die Jazzgeschichte.
21:30 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Alte Musik: Ein Flame in Florenz – Der Komponist Heinrich Isaac
Von Helga Heyder-Späth (Wdh. v. 12.12.2017). „Quis dabit capiti meo aquam …?“, „Wer wird meinem Haupt Wasser geben? Wer wird meinen Augen einen Tränenquell geben, so dass ich Tag und Nacht weine?” Heinrich Isaac hatte allen Grund, 1492 dieses Trauergedicht auf den Tod des großen Lorenzo de Medici zu vertonen. Dieser berühmte Medici-Spross, den alle Welt Il Magnifico nannte, war ein großer Förderer des Flamen. Er hatte den jungen Isaac als einen der Cantori di S. Giovanni nach Florenz geholt. Auch wenn Isaac später als „Componist und diener“ am Hof der Habsburger und damit vor allem nördlich der Alpen Karriere machte, blieb Florenz seine Wahlheimat. Dort starb er 1517. Heute ist dieser Ausnahmemusiker der Renaissance vielen nur noch dank seines Liedes „Innsbruck, ich muss dich lassen“ bekannt. Zu Lebzeiten war er eine Berühmtheit, hochgelobt wie Josquin des Prez, aber, so berichten Zeitgenossen, der liebenswürdigere Mensch.
22:00 bis 23:00 | MDR Kultur
Das Geheimnis der menschlichen Stimme
von Susann Krieger. Sie vermag zu beeindrucken, Langeweile zu verbreiten. Sie kann andere für sich einnehmen, abschrecken, sie kann manipulieren. Die menschliche Stimme ist vielfältig. Sie erlaubt uns einen unmittelbaren Zugang zu unserem Gegenüber. Die Stimme ist damit in der Alltagskommunikation eine entscheidende Quelle, aus der wir unsere Kenntnisse über unsere Kommunikationspartner erhalten, sagt Walter Sendlmeier.
Er ist Spezialist auf dem Fachgebiet mündliche Kommunikation und untersucht an der TU Berlin die gesprochene Sprache in allen ihren Facetten. Hunderte von Stimmen – Alltagsstimmen – hat er erforscht und analysiert, in Studios aufgenommen, aus ihnen „gelesen“, sie vermessen und ausgewertet. Was eine Stimme alles kann und sagt, wenn sie nach oben geht, die Worte schneller werden, die Sprache unverständlich wird, oder die Stimme plötzlich ganz versagt.
Mittlerweile gibt es Messgeräte und Systeme, die anhand einer Stimme Persönlichkeiten, Emotionen und sogar Krankheiten herauslesen und erkennen. Die Polizei ermittelt unter anderem mit einer forensischen Spracherkennung und erstellt damit Täterprofile.
Das Feature nähert sich dem Geheimnis der menschlichen Stimme. Im Gespräch mit Expert*innen, im Zuhören von Stimmen, Stimmphänomenen, Stimmgeräuschen hinterfragt es Wirkung und Wechselwirkung unserer einzigartigen Stimme. (59 Min.). Regie: Ulf Köhler. Produktion: MDR 2021
22:05 Uhr | Deutschlandfunk
Historische Aufnahmen: Nicht nur für Kinder – Engelbert Humperdinck und sein Märchen-Spiel „Hänsel und Gretel“
Am Mikrofon: Klaus Gehrke. Ausgerechnet eine Märchenoper hatte Engelbert Humperdinck, der vor 100 Jahren verstarb, zu Weltruhm verholfen; dabei liebte er insbesondere die Musikdramen von Richard Wagner. Die haben auf „Hänsel und Gretel” ebenso abgefärbt wie bekannte volksliedhafte Melodien, die der Komponist auf anspruchsvolle und raffinierte Art und Weise verarbeitete. Vor allem ab der Adventszeit ist das explizit für Kinder gedachte Stück an vielen Bühnen zu sehen und es bleibt ein idealer Einstieg in die wundersame Welt der Oper. Humperdinck selbst bezeichnete sein spätromantisches Werk einmal augenzwinkernd als „Kinderstubenweihfestspiel“. Das an den Gebrüdern Grimm orientierte Libretto verfasste seine Schwester Adelheid Wette. Richard Strauss leitete die Weimarer Uraufführung am 23. Dezember 1893.
23:00 | hr2-kultur
Doppelkopf Am Tisch mit Julia Hamari, „Mezzo-Meisterin“
Mehr als zwei Millionen wollten auf YouTube sehen und hören, wie Julia Hamari die Arie „Erbarme Dich, mein Gott“ aus der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach singt. Mit dieser Arie beginnt die Mezzosopranistin 1966 eine steile Karriere, die sie schnell als Oratorien-, Lied- und Opernsängerin in alle Welt führt.
23:03 – 24:00 | Ö1
William Basinski: Der hypnotische Klang des Zerfalls – 2021 revisited.
Inspiriert von Brian Eno, Terry Riley und John Cage, fing der US-amerikanische Musiker William Basinski Ende der 1970er Jahre an, mit Bandmaschinen-Schleifen zu experimentieren. In seinen Loops verband er Klangfetzen aus dem Radio mit Klarinetten-, Saxophon- und Synthesizer-Klängen. Erst mehr als 20 Jahre später sollte diese hypnotische Musik in Form der „Disintegration Loops“ erstmals an die Weltöffentlichkeit dringen. Während er sein Bandarchiv digitalisierte, bemerkte der Musiker nämlich den zunehmenden Zerfall der alten Schleifen, – und machte diesen zum zentralen Konzept. Obwohl er in seinen Werken seitdem unterschiedliche Ansätze verfolgt: Das Loop, die endlose Wiederholung von Melodie-Miniaturen, bleibt bis heute ein roter Faden durch das Werk von William Basinski. Im Interview mit Stefan Trischler spricht er über prägende Inspirationen, den auch sein Leben maßgeblich verändernden 11. September 2001 und seine relativ neue Liebe für serbische Folklore-Musik. Gestaltung: Stefan Trischler